Samstag, 23. Oktober 2010

vom Krieg gegen die Wahrheit

Vor einiger Zeit bin ich über das Treiben einer Plattform namens Wikileaks.com gestoßen. "Diese Menschen gefährden das Leben unserer Soldaten, unserer Ziele und unsere Integrität." Mit welchen fiesem Mittel bekämpfen uns diese Menschen? Ganz einfach mit der Wahrheit. Denn die Wahrheit ist unser Feind. Sie veröffentlichen als geheim eingestufte Protokolle des Krieges in Afghanistan und im Irak. Sie konfrontieren uns mit einer Wirklichkeit die wir in unserem Glauben vom "sauberen Krieg" verdrängt haben. Die Wahrheit ist: Wir führen Krieg. Und wie in jedem Krieg ist das erste Opfer die Wahrheit geworden. Was dort wirklich passiert muss vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden.

Gestern Abend habe ich das Sophokles Werk "Ödipus" im Theater gesehen. Ödipus Beziehung zur Wahrheit ist sehr interessant in diesem Kontext. Tief unterbewußt ahnt er, dass er selbst der Mörder ist den er verzweifelt sucht. Es mehren sich die Zeichen. Die Wahrheit rückt immer näher. Je näher Ödipus ihr kommt umso verzweifelter heftet er sich an jede noch so kleine Sicherheit. Aber er ahnt, wo es hinführen muss. In dieser Rolle steckt unsere zivilisierte Gesellschaft. Wir ahnen wir sehen das Chaos und die Brutalität mit der wir diesen Planeten überziehen. Wir führen Krieg gegen diesen Planeten. Es ist als hätten wir einen Schwur geleistet. Den Schwur diesen Planeten für ein paar Tausend Jahre auf das gründlichste auszuplündern. Unser Lebensmodell steht im krassem Konflikt mit den Möglichkeiten die dieses Paradies zu bieten hat. Wir sehen es und konsumieren weiter. Beklagen die Aktienkurse und die Arbeitslosenzahlen. Bejubeln das wieder ansteigende Bruttosozialprodukt. Hoffentlich sinds im nächsten Jahr noch mehr Prozentpunkte zuwachs. Wir müssen wachsen immer weiter scheinen wir zu schreien. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie ein Parasit. Was wir nicht verstehen: Wir sind diese Erde. Wir sind keine fremden Bewohner die hier mal Urlaub machen. Wir sind auf diesem Planeten über Milliarden Jahre der Evolution geformt worden. Zusammengesetzt aus den Stoffen diesen Planeten. Angetrieben von der gleichen Kraft. Aus der Erde wurden wir geboren. Ernähren uns von ihrer Brust und werden einestages wieder eins mit ihr sein. Aber das haben wir vergessen bzw. verdrängt. Wir nehmen uns als Individuen wahr. Als ich als eine Person, ein gedankliches Konstrukt mit einer Vergangenheit und einer Zukunft. Was wir der Erde antun tun wir uns selbst an. Was wir den anderen fühlenden Wesen auf diesem Planeten antun tun wir uns selbst an. Wir sind kein separates Wesen wir sind teil einer unglaublichen gigantischen Bewegung. Nur das haben wir vergessen.

Wir leben in einer Lüge. Wir leben in der Lüge, dass wir die Guten sind. Das unsere Krieg gerecht und menschlich sind. Aber das ist Krieg nicht. Krieg ist nicht gerecht. Er ist vielleicht menschlichen Ursprungs aber er kann nicht human sein. Der Krieg ist das Brutalste was man sich vorstellen kann. Es sterben immer Menschen. Und diese Tode sind kein "entschlafen" es sind brutale schmerzhafte qualvolle Tode. Okay wir töten ja nur Terroristen. Taliban nennen wir sie. Oder Al Qaida im Irak. Sind ja keine Menschen sind ja nur Terroristen. Woran erkennt man nen Terroristen? Woher weiß man, dass wenn man ein paar Raketen in irgendein Wohnhaus irgendwo in Afghanistan jagt, die Toten keine unschuldige Familie waren sondern die bösen Terroristen? Man weiß es nicht. Man tut so. Und muss man es doch einmal anders eingestehen war es halt Kollateralschaden. Nebenbeischaden halt. Nur seltsam, dass der Nebenbeischaden den größten Teil des Kriegsopfer ausmacht. Wie Ödipus kennen wir die Wahrheit eigentlich. Wir wissen, dass die Bilder die wir vom Krieg sehen zensiert sind. Wir wissen, dass man uns belügt. Wir wollen die Wahrheit nicht kennen. Sonst hätten wir diesen Betrug nie zugelassen. Das Problem sind nicht die Medien. Das Problem sind wir. Wir wollen nicht wissen wie es wirklich ist. Wir wollen Krieg light. Das Gefährlichste für unsere moralische Fäule ist die Wahrheit. Und wir können ihr nicht mehr lange entkommen...

Dienstag, 7. September 2010

kritischer Geist vs Recht haben

Ich glaube, dass es auf dem Weg zur Erleuchtung nichts Nützlicheres gibt als einen Geist der kritisch fragt. Auf diesem Weg gibt es aber auch nichts Hinderlicheres als einen Geist der Recht haben will. Der kritische Geist ist auf Wahrheitsfindung aus egal wo sie ihn hinführen mag. Der Geist der Recht haben will ist im Grunde nur an der Bestätigung seiner eigenen Wahrheit interessiert.

Beides verwechsel ich immer wieder!

Was heißt es eigentlich Recht zu haben? Nun damit ich Recht habe muss ein Anderer Unrecht haben. Recht zu haben ist also etwas Vergleichendes. Ich vergleiche meine Version der Wahrheit mit der Version der Wahrheit einer anderen Person und beschließe, dass meine Version der Wahrheit besser ist. Interessant ist, dass die Erkenntnis, dass meine Version der Wahrheit besser als die meines jeweiligen Diskussionspartners ist,  meine Ausgangsbasis ist. Das heißt ich führe die Diskussion eigentlich nur um mich in der Gewissheit, dass ich im Recht bin zu bestätigen an der Wahrheit habe ich kein Interesse (Ungefähr so funktioniert aus meiner Sicht unsere gegenwärtige politische Diskussionskultur).

Woher kommt das Bedürfnis im Recht zu sein? Aus meiner persönlichen Beobachtung kann ich einfach sagen, dass es einfach ein gutes Gefühl ist sich im Recht zu fühlen. Man fühlt sich der anderen Person überlegen. Die andere Person mag größer, schöner, stärker, reicher, beliebter usw. als ich sein. Aber ich bin im Recht. Ich weiß in dieser einen Sache mehr als sie. Es fühlt sich gut an mehr zu wissen als der Andere. Es fühlt sich gut an ihr wenigstens in dieser einen Sache überlegen zu sein. So ist das Bedürfnis Recht zu haben, eng mit dem Drang sich  mit anderen Menschen zu vergleichen und sich über sie zu stellen verbunden.

Ich beobachte bei mir selbst, dass auch meine spirituelle Suche teilweise Ausdruck des Bedürfnisses ist Recht zu haben. Im Besitz der höchsten göttlichen bzw. spirituellen Wahrheiten zu sein verschafft ein schier unangreifbares Gefühl der Überlegenheit. "Ich bin der Erleuchtete" oder "Ich bin der Bewusste" tönt es in meinen Gedanken und die Anderen sind die Unbewussten, die nicht Erleuchteten. So ist das Feld der höchsten Wahrheiten, wer hat Recht, denn auch das Feld um das brutal und unnachgiebig auf diesem Planeten gekämpft wird. 

Der Geist der Recht haben will ist durchaus in der Lage kritisch zu fragen. Allerdings nur solange die Fragen seine eigenen Wahrheiten nicht berühren. Bei den "falschen Wahrheiten" analysiert er messerscharf wo ihre Schwachpunkte liegen. Allerdings ist er nur an diesen Schwachpunkten interessiert. Er fragt nur was ist falsch an der Meinung des Anderen. Wo der andere Recht haben könnte interessiert ihn nicht. Die Wahrheit interessiert ihn nicht. Ganz besonders blind ist ein solcher Geist wenn es um die eigenen Wahrheiten geht. Hier verbietet er sich jede kritische Frage. Muss er sich doch einmal mit der Möglichkeit, dass er falsch liegen könnte auseinandersetzen wird er versuchen um jeden Preis an seiner Wahrheit festzuhalten und nur prüfen warum er doch im Recht ist. Muss er dennoch einmal eine Wahrheit aufgeben klammert er sich schnell an eine andere.

Der Geist der Recht haben will ist voreingenommen. Er sieht nur was er sehen will. Er ist nicht in der Lage sich selbst zu hinterfragen. Seine eigenen Wahrheiten zu hinterfragen. Derartig motiviert kann er nicht zu den höchsten Wahrheiten gelangen. Denn wenn diese seinen Wahrheiten widersprechen lehnt er sie ab. Der wahrhaft kritische Geist ist ohne Motivation. Es ist ihm egal wohin ihn die Logik führt. Er ist nicht daran interessiert sich selbst zu verteidigen. Er nutzt die Suche nach Wahrheit nicht um sich über andere zu stellen. Er ist ohne Furcht vor der Wahrheit.

Der wahrhaft kritische Geist ist ein wissenschaftlicher Geist. Er nähert sich einer Frage ohne Vorurteil ohne das Bedürfnis zu haben eine bestimmte Antwort zu bekommen. Das hört sich alles sehr banal an. Mit einfachen Fragen mag das auch unproblematisch sein. Aber auf der spirituellen Suche gerät man auch schnell an existenzielle Fragen. An Fragen bei denen es heißt "sein oder nicht sein". Kann man wenn eine Frage einen mit dem eigenen Überlebenstrieb konfrontiert unvoreingenommen sein? Kann man der Logik folgen auch wenn sie die eigene Existenz bedroht? Spirituelle Fragen haben wenn man sie wirklich genau durchdenkt genau diese Eigenschaft. Sie bedrohen die eigene Existenz. Die eigenen Wahrheiten. Und die Angst vor den Ergebnissen zu denen man gelangen könnte zwingt einen nur zu leicht abzubrechen. Hier nicht weiter zu denken. 

Der Feind des wahrhaft kritischen Geistes ist die Angst. Die Angst davor verrückt zu werden. Die Angst vielleicht Selbstmord zu begehen. Oder einen anderen Menschen zu ermorden. Jegliche Moral und Ethik und somit jegliche Kontrolle über das eigene Handeln zu verlieren. So wird das Denken in einem Gefängnis der Angst gehalten. Ein Gefängnis, dass es sich selbst baut. "Bis hier hin dann nicht weiter" scheint es zu sagen. Das Denken scheint kein Vertrauen in sich selbst zu haben. Es fürchtet die Ergebnisse zu denen es gelangen könnte. So bleibt es lieber in seinem sicheren selbst erbautem Gefängnis.

Wohin führt das wahrhaft kritische Denken letztendlich? Nun das Problem ist, dass wenn ich weiß wo es mich hinführen wird oder hinführen soll ich wieder anfange meine eigenen Wahrheiten zu bestätigen. Ich lasse meinen Verstand nicht frei arbeiten. Die Message ist doppeldeutig. Einerseits sage ich "okay widme dich dieser Frage ohne Vorurteil" andererseits "komme bitte zu diesem Ergebnis". Hierin liegt schon wieder ein Bedürfnis nach Sicherheit versteckt. Ich bin bereit meinem Verstand frei arbeiten zu lassen aber nur solange er zu einem akzeptablen Ergebnis kommt. So wird der kritische Geist zur Farce. Der Wahrhaft kritische Geist ist ohne Vorurteil und ohne Ziel.

Mit der Warnung im Ohr, dass man nicht vorher festlegen darf wohin man gelangen möchte will ich an diese Stelle einmal versuchen darzustellen zu welchen Ergebnissen ich gelangt bin. Der alte sokratische Satz "ich weiß, dass ich nicht weiß" trifft es ganz gut. Es gibt es für mich keine gedanklichen Sicherheiten mehr. Die Wahrheit ist nicht in Worten ausdrückbar. Sie kann gedanklich nicht erfasst werden. Ich kann sie nicht besitzen. Ich kann sie nur erfahren. Wenn ich die Erfahrung der Wahrheit dazu benutze mich über andere Menschen zu stellen und zu sagen meine Wahrheit ist besser als deine habe ich sie bereits verfälscht. Letztendlich trägt jeder die Wahrheit in sich. Jeder kennt sie. Wir haben sie nur vergessen. Weil wir uns in Gedanken und Worten verloren haben. Wenn wir wirklich sehen, dass Worte und Gedanken wie Wolken sind die uns am Sehen der Sonne, der Wahrheit hindern, können wir sie wegblasen (ohne Konflikte zu ihnen aufzubauen). Um dorthin zu gelangen müssen wir ohne Furcht vor unserem Denken sein. Wir müssen dem Geist die Chance geben sich selbst zu entwirren. Sonst bleiben wir immer in ihm gefangen.  

Freitag, 3. September 2010

der Schmerz

In dem Moment in dem ich den Schmerz Schmerz nenne fängt das Problem an. Was passiert wenn ich Schmerzen habe? Nun es passiert etwas in meinem Körper. Was genau passiert weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich es nicht mag. Dann nenne ich es Schmerz. Das Wort "Schmerz" hilft mir dieses Ereignis in meinem Körper einzuordnen und es damit zu etwas Abstraktem zu machen über das ich nachdenken kann. Die nächste Frage ist nun warum dieses Ereignis auftaucht. Die Wahrheit ist ich weiß es nicht. Aber damit geben sich meine Gedanken nicht zufrieden. Sie suchen nach Erklärungen für das Auftreten des Schmerzes. Sie wollen den Schmerz mit einer Geschichte versehen. Vielleicht kommt es ja daher, dass ich so eine schwierige Kindheit hatte. Oder weil meine Arbeit so anstrengend ist. Oder weil das und das passiert ist und sich die und die Person so und so verhält. In dem Moment tut das natürlich gut. Ich kann mir den Schmerz erklären. Er hat eine Ursache und kann erst gehen wenn ich die Ursache beseitigt habe. 

Dieser Prozess läuft in mir die ganze Zeit ab. Es spielt sich etwas in meinem Körper ab, dass ich nicht als angenehm empfinde. Ich ordne es in eine Kategorie ein z.B. Schmerz, Angst, Trauer oder Depression. Dann ist es schon nicht mehr bedrohlich weil ich es ja schon kenne. Jetzt erzähle ich mir noch eine Geschichte dazu und dann hab ich auch die Ursache. Fühlt sich auch gut an. Ich bin sicher. Ich weiß was es ist und ich weiß wo es herkommt. Nur leider will es einfach nicht verschwinden. 

Ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern wie es für mich war als kleines Kind diesen Prozess das erste Mal durchzuführen. Wahrscheinlich ist für den Moment der körperliche Schmerz einem psychischen Wohlgefühl gewichen. Wahrscheinlich habe ich einer anderen Person die Schuld für meinen Schmerz in die Schuhe geschoben. Das muss sich gut angefühlt haben. Der Schmerz war für den Moment weg alles was ich jetzt noch hatte war meine Geschichte. Dieses Muster habe ich bis zum heutigen Tag unzählige Male wiederholt. Es ist meine Bewältigungsstrategie für schlechte Gefühle. Benennen und Erklärung finden bevorzugt externe Ursachen bevorzugt aus der Vergangenheit. 

Wo ist das Problem? Wenn es hilft warum nicht weiter Geschichten um meinen Schmerz spinnen? Nun es ist wie mit Schmerzmitteln. Der Schmerz ist zwar nicht weg aber temporär fühle ich ihn nicht mehr. Allerdings bringt das Schmerzmittel seinen eigenen Schmerz mit sich. Genauso ist es mit den Geschichten die ich mir erzähle. Diese Geschichten werden zu meiner Identität. Werden zu mir. Ich erzähle sie mir immer und immer wieder. Spiele sie gedanklich immer wieder durch. Und halte somit den Schmerz am Leben. Nur das es jetzt psychischer Schmerz ist. Aber auch psychischer Schmerz tut weh. Also muss ich mir weiter Geschichten erzählen. Ein Teufelskreislauf.

Bei Missbrauchsopfern ist diese Problematik sehr eindeutig. Der körperliche Schmerz des Missbrauchs ist meistens längst verarbeitet. Aber an dem psychischen Schmerz wird festgehalten. Er wird immer und immer wieder gedanklich durchgespielt und somit am Leben erhalten. Könnte man die Geschichte einfach löschen wäre alles ok. 

Aufhören Geschichten zu erzählen. Aufhören Emotionen zu benennen. Aufhören Emotionen als gut oder schlecht zu beurteilen das wäre die Lösung des Problems. Dann könnte ich die schlechten Gefühle direkt wahrnehmen. Nicht durch eine Repräsentation. Ich könnte den Schmerz der Intelligenz meines Körpers überlassen und die würde ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel (wer würde sich schon bewusst selbst Schmerzen zufügen?).

Es wäre so einfach. Das Problem ist, dass ich das nicht will. Ich will den Schmerz nicht fühlen müssen. Ich fliehe lieber weiter in meine Geschichten. In meine Vergangenheit. In die Umstände meines Lebens. So richtig scheine ich die Nutzlosigkeit dieses Unterfangens also noch nicht begriffen zu haben (sonst würde ich es ja sein lassen). Wahrscheinlich muss ich noch oft genug scheitern um es zu begreifen. Aber die Anfänge sind gemacht. In der Meditation wähle ich in letzter Zeit bewusst Haltungen die mir körperliche Schmerzen verursachen. Ähnlich dem Fakir der seinen Körper auf dem Nagelbett malträtiert. Freund geschweige denn Eins mit meinem Schmerz bin ich noch nicht geworden aber wir sind auch keine Todfeinde mehr :)

Die Lösung des Problems liegt nicht darin sich seinen Widerstand zu verbieten. Zu sagen ich darf meinen Schmerz jetzt nicht mehr benennen. Die Lösung liegt darin den Widerstand und die Benennung in aller Stille zu beobachten. Natürlich wird man dazu hingerissen sein den Widerstand gedanklich beseitigen zu wollen aber das ist der wie der Versuch des uróboros (einer Schlange) seinen eigenen Schwanz zu fressen. Der einzige Ausweg ist das stille Beobachten. Das Beobachten der Benennung, des Widerstandes, des Widerstandes gegen den Widerstand usw. 

Donnerstag, 2. September 2010

Beobachten vs Analysieren

Zur Unterstützung des Videos "Beobachter vs Dualismus" möchte ich nun noch einmal schriftlich versuchen das Beobachten von der Analyse abzugrenzen. Man kann vereinfacht sagen, dass die Analyse etwas Gedankliches ist und das Beobachten nicht. Die Analyse erzeugt eine gedankliche Trennung zwischen dem Analysten und dem zu Analysierenden. Beides bin aber ich. Hierauf bin ich im Video schon eingegangen. Ein anderes Problem ist aber, dass die Analyse eine gedankliche Illusion erzeugt. Die Illusion der Vergangenheit. Bevor ich hier weitermache muss ich auf diese Hypothese genauer eingehen.

Was ist Vergangenheit? Ist Vergangenheit etwas Reales? Kann ich die Vergangenheit erleben? Kann ich den gestrigen Tag noch einmal erleben? Kann ich zurück gehen und noch einmal das leckere Stückchen Kuchen schmecken? Sicher ich kann es mir noch einmal kaufen aber es wäre nicht mehr dasselbe Stück und ich könnte es nicht mehr so schmecken wie gestern. Wenn ich an den Kuchen denke kriege ich einen bestimmten Geschmack auf der Zunge aber ist das wirklich der Geschmack den ich hatte als ich den Kuchen gegessen habe? Woher soll ich das wissen? Dazu müsste ich ja wissen wie der Geschmack gestern war. Das einzige was ich von dem Geschmack noch habe ist die Erinnerung. Eine Erinnerung ist aber nur eine Repräsentation. Ich kann sagen der Kuchen hat süß geschmeckt. Aber "süß" ist nur ein Wort, dass etwas Süßes repräsentiert nicht die Süße selbst. Das Wort süß ist ziemlich geschmacklos.

Zeitreisen einmal ausgeschlossen habe ich keine Möglichkeit an den gestrigen Tag zurückzukehren. Ich kann ihn nur gedanklich repräsentieren. Ich kann mich an ihn erinnern. Die Erinnerung an den süßen Kuchen habe ich jetzt. Aber es ist eben nur das. Eine Erinnerung eine Repräsentation sozusagen. Die Vergangenheit ist eine Illusion die ich jetzt gedanklich erzeuge. Sie kann mich vom jetzigen Moment ablenken aber sie kann mich nicht zurück in den gestrigen Tag bringen.

Hierin liegt das Problem der Analyse. Wenn ich um bei dem Kuchenbeispiel zu bleiben analysieren möchte was sich da gestern in mir abgespielt hat kann ich nur meine gedankliche Repräsentation analysieren nicht aber das Ereignis selbst. In einer Repräsentation geht aber immer etwas verloren. Das genaue Zusammenspiel meiner Emotionen und Gedanken bevor ich den Kuchen gegessen habe kann ich unmöglich rekonstruieren. Ich kann mir nur eine Geschichte erzählen wie es dazu gekommen ist, dass ich den Kuchen gegessen habe. Aber die Geschichte wird eine Menge Fehlinterpretationen und Selbsttäuschungen enthalten außerdem wird ihr die Lebendigkeit des Ereignisses fehlen. Ich erinnere mich daran wie unzufrieden ich oft bin wenn ich von einem tollen Ereignis in meinem Leben erzählen möchte und merken muss, dass die Worte die ich dazu benutze die Essenz des Erlebten nicht enthalten und ich dem jeweiligen Zuhörer nur mit einem gedanklichen Abklatsch des tatsächlich Erlebten versorgen kann.

Wenn ich Analyse betreibe analysiere ich also nur die fehlerhafte Geschichte die ich mir gedanklich zu dem Ereignis gesponnen habe. Ich schaue nur auf eine leblose Repräsentation. Anstatt den Patienten zu behandeln behandle ich quasi sein Foto.

Nun könnte man sagen: "Okay das eine ist was ich gestern getan habe aber ich kann mich doch hinsetzen meine Gedanken beobachten und dann schlussfolgern warum ich den und den Gedanken habe, da erzeuge ich doch keine Vergangenheit." Genau so hat Meditation bei mir lange Zeit stattgefunden. Ich will einmal versuchen wiederzugeben wie das ablief (man beachte, dass das nur eine Repräsentation sein kann). Um das Problem zu verdeutlichen werde ich Gedanken die ich hatte in [] schreiben und mit einer Uhrzeit versehen.

00:00 [ich hab jetzt keinen Bock mehr zu meditieren ich will lieber den PC einschalten]
00:01 [Aha der Null Bock Gedanke wieder der versucht mich aus der Meditation rauszuholen, den habe ich weil ich versuche dem gegenwärtigen Moment gedanklich zu entfliehen]
00:02[Aha ich fange schon wieder an meine Gedanken zu analysieren eigentlich wollte ich doch beobachten]
00:03 [Aber der letzte Gedanke ist doch auch analytisch vielleicht sogar ein bisschen beurteilend]
00:04 [Auch dieser Gedanke entspringt dem Gedankenstrom]
00:05 [dieser auch] ...

Um 00:00 hatte ich den ursprünglichen "null Bock Gedanken". Um 00:01 habe ich versucht diesen Gedanken zu analysieren. Da war der "null Bock Gedanke" aber schon gar nicht mehr da. Um 00:01 war nur der Gedanke [Aha der Null Bock Gedanke wieder der versucht mich aus der Meditation rauszuholen, den habe ich weil ich versuche dem gegenwärtigen Moment gedanklich zu entfliehen] vorhanden. Der "null Bock Gedanke" lag schon in der Vergangenheit und war in seiner ursprünglichen Form nicht mehr vorhanden. Alles was ich hatte war eine Erinnerung an den Gedanken die ich durch die Bezeichnung "null Bock Gedanke" repräsentiert habe. Sicher kann ich den "null Bock Gedanken noch einmal denken. Mit dem Inhalt mag mir das auch gelingen. Aber wie sich der Gedanke angefühlt hat kann ich genauso wenig nachvollziehen wie den Geschmack meines Kuchens.

Diese gedanklichen Vorgänge gedanklich nachzuvollziehen ist natürlich auch analytisch. Ich kann nur versuchen die Erfahrung die ich in der Meditation gemacht habe zu repräsentieren. Die Essenz ist leider verloren. Die Essenz kann nur im jetzigen Moment erfahren werden, nicht gedanklich. Die letzten Gedanken habe ich beigefügt um zu illustrieren in welche Teufelskreise man sich mit der Analyse begibt. Die Kunst liegt darin diesen Teufelskreis zu durchschauen und ihn zu beobachten. Dabei kann die Analyse helfen. Aber nur indem sie sich klar wird, dass sie selbst das Problem ist und den Weg für das Beobachten freigibt.

Was kann man also nicht negierend über das Beobachten sagen? Nun es findet auf jedem Fall im jetzigen Moment statt d.h. ich muss den Gedanken wahrnehmen der gerade durch meinen Kopf geht nicht den der gerade da war. Zur Beobachtung gehört natürlich auch das Analysieren zu beobachten und keinen gedanklichen Konflikt zwischen dem Beobachter und dem Analysten aufzubauen.

DER BEOBACHTER SPRICHT NICHT!

Montag, 30. August 2010

Angst

Da ich jetzt meine Erfahrungen mit der Webcam gemacht habe werde ich mich in erster Linie auf dieses Medium konzentrieren. Einerseits dürfte es für den ein oder anderen "Verfolger" einfach bequemer sein sich berieseln zu lassen andererseits stellt ein Video mehr Kommunikationskanäle zur Verfügung. Dennoch möchte ich nicht gänzlich darauf verzichten auch Sachen aufzuschreiben, da man hier wesentlich strukturierter arbeiten kann und es wesentlich leichter fällt im Nachhinein zu korrigieren.

"Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er das Haupt hinlege. (Jesus)" Dem Menschen fehlt etwas was keinem anderem Tier auf dieser Erde zu fehlen scheint, Sicherheit. Sicherlich hat ein Hund Dinge vor denen er sich fürchtet und vor denen er davon eilen wird aber man hat doch selten den Eindruck, dass selbigen viele Sorgen um seine Zukunft quälen. Man fragt sich wie es ein Tier überhaupt aushält in dieser unsicheren Welt. Im Vergleich zum Menschen ist es den Launen der Natur doch quasi schutzlos ausgeliefert. Der Mensch ist aber derjenige, der ständig versichert sein will. Es reicht ihm nicht jetzt sicher zu sein. Er will auch morgen und übermorgen satt werden. Seine Rente soll auch in 30 Jahren noch stabil sein. Selbst nach dem Tod macht er nicht halt. Auch hier erwartet er Sicherheit in Form einer höheren Wiedergeburt oder eines Platzes im Himmel. Für Letzteres würde er alles tun (sogar gut sein).

Der Mensch hat die Fähigkeit sich gedanklich in die Zukunft und in die Vergangenheit zu versetzen. Er kann aus bereits Erlebtem Schlussfolgerungen darauf ziehen was in der Zukunft passieren wird. Selbige Fähigkeit haben natürlich auch Tiere bis zu einem gewissen Grad aber sicherlich nicht in diesem Ausmaße. Es scheint aber so als würde eben diese Fähigkeit zum größten Feind des Menschen werden. Sie zwingen ihn in einem ständigen Zustand der Angst vor dem was passieren könnte zu leben.
 
Wenn ich meine Gedanken beobachte stelle ich fest wie groß der Anteil der Gedanken ist in denen ich mich um irgendetwas sorge. Meine größte Sorge gilt dem was andere Menschen von mir denken. Ich scheine dem was andere Menschen über mich denken eine unglaubliche Bedeutung beizumessen. evolutionstechnisch ist das natürlich leicht zu erklären. Vor 100.000 Jahren war es tödlich von der Gruppe in der man lebte nicht mehr anerkannt und folgerichtig ausgestoßen zu werden. Heutzutage schicken wir sicherlich niemanden mehr in die Wüste damit die Wölfe ihn holen können. Dennoch wer zu krass gegen die gesellschaftlichen Regeln verstößt kommt ins Gefängnis was ja auch einem Ausschluss aus der Gesellschaft entspricht. Wesentlich subtilere Formen sind Ausgrenzung und die Verweigerung von Anerkennung. Man wird angefeindet schlimmstenfalls ignoriert. Man ist gesellschaftlich tot.

Letztendlich ist meine Angst vor dem Urteil anderer die Angst vor der gesellschaftlichen Vernichtung. Wenn ich nun eine Entscheidung treffe die sich gegen die Marschrichtung der Gesellschaft richtet werde ich folglich mit Todesangst konfrontiert. Um also dieser Angst zu entkommen werde ich konform und richte meine Entscheidungen an den Idealen unserer Gesellschaft aus. Ich gehe arbeiten, konsumiere immer ein bisschen mehr als letztes Jahr und beteilige mich am kollektiven Sorgenspiel. Oder lebe ich nun erst recht in der Sorge meine gesellschaftliche Sicherheit wieder zu verlieren?Ich denke diese Frage beantwortet sich von alleine.

Es scheint als könnte man der Angst nicht entkommen. Man versucht es ihr recht zu machen und jede Entscheidung zu vermeiden die ihr nicht genehm ist. Doch sie wird nicht schwächer. Sie mag sich eine Zeit lang hinter ihren gewonnen Sicherheiten ausruhen aber wehe wenn diese gefährdet sind. Und in diesem Universum wird jede Sicherheit irgendwann gefährdet sein. Spätestens durch den Tod.

Da man ihr nicht ausweichen kann wäre es daher vielleicht ratsamer sich mit seiner Angst anzufreunden. Für mich bedeutet das zunächst einmal anzuerkennen, dass sie da ist. Angst ist auch nur ein Gefühl mit dem mein Körper ziemlich gut klarkommen kann. Und wie sagte es Roosevelt so schön: "Wir haben nichts zu fürchten außer der Furcht selbst." So ist es denn eine meiner größten Herausforderungen auf dieser spirituellen Suche mich mit meiner eigenen Angst auseinanderzusetzen und Frieden mit ihr zu schließen. Sodass sie aufhören kann im Dunkeln mein Leben zu dirigieren.

Donnerstag, 26. August 2010

Frischer Wind

Hallo Leute,
Ich schreibe einen Blog. Warum? Keine Ahnung, mein Bruder hat mich da reingezogen. Das hat er schon oft gemacht, mich mit irgendeiner Idee konfrontiert und dann ueberredet mitzumachen. Allerdings nicht immer zu meinem Vorteil. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er mich zum gemeinsamen Sparen fuer einen PC gewonnen hat. Fuer ihn hat sich das auf jeden Fall gelohnt, fuer mich… naja, Ich war um ein Stueck Lebenserfahrung reicher.

Jedenfalls spuere Ich wie verkrampft Ich dabei bin, meinen Teil zum Blog beizutragen. Ich stehe jetzt unter dem Druck einen Artikel zu schreiben, der mindenstens ebenbuertig, wenn nicht besser als seiner ist. Waehrend der Lektuere des Blogs war Ich mir natuerlich sicher, dass Ich einen sehr viel ausgepraegteren Schreibstil habe, mehr Sprachgefuehl besitze und im grossen und ganzen einfach eloquenter bin. Ja Ich attestiere mir selbst oft ein Sprachgenie zu sein.
Aber sobald Ich auf meine Familienmitglieder treffe, werde Ich wieder zum Kind. Ich weiss nicht mehr was Ich sagen soll, fange an irgendwelchen Stuss von mir zu geben und verhalte mich im Grossen und Ganzen wie ein Teenager. Mittlerweile mache Ich Fortschritte, aber das ist doch oft noch ein rotes Tuch fuer mich. Ich bin sogar nach China gegangen, um moeglichst weit weg von meiner Familie zu leben. Das hat mir in vielerlei Hinsicht gut getan. Ich muss nicht staendig meine Eltern anrufen. Es besteht kaum Gefahr, dass sie mich besuchen und niemand weiss was Ich hier mache und Ich kann mir die abstrusesten Geschichten ausdenken.

Ich bin zwar kein grosser Freund von Reiseberichten, doch will ich euch in der naechsten Zeit ein bischen von dem Land hier erzaehlen. So ehrlich wie moeglich. Ihr werdet also nichts hoeren a la, “Die Gastfreundschaft der Menschen… das bunte Treiben auf dem Markt…. etc. etc.  Ich gebe einfach dass wieder, was Ich gesehen und erlebt habe. Natuerlich wird das nicht objektiv sein, und vieles ist in meiner Erinnerung auch schon verschwommen, aber Ich werde mein bestes geben. Und nebenbei kommt ihr natuerlich auch in den Genuss meiner philosophischen und Spirituellen Ansichten.

Wenn Ich ganz ehrlich bin, habe Ich eigentlich keine Lust einen Blog zu schreiben. Ich suche einfach momentan nicht nach Selbstbestaetigung und Anerkennung. Bzw. Ich suche sie nicht auf diesem Weg. Vielleicht ist es ja auch Angst, dass Ihr nicht gut findet, was Ich schreibe, vielleicht ist es aber auch ein diffuses Gefuehl, dass fremde Menschen, denen Ich kein Vertrauen schenke
keinen Einblick in meine kostbaren Gedankengaenge haben sollten. So oder so, es kann mir ja egal sein.

Ich weiss ja nichtmal, ob das ausser meinem Bruder irgendjemand liest.

Ihr werdet frueher oder spaeter feststellen, dass Ich nicht erleuchtet bin. Aber Ich bin weise.
Ok vielleicht nichtmal das, aber zumindest glaube Ich hochintelligent zu sein. Das ist es, was die Leute ueber mich sagen, wahrscheinlich stimmt es nicht.

Die Erleuchtung steht als oberstes Ziel auf meiner Agenda, aber Ich habe doch noch sehr viele weltliche Wuensche die es zu erfuellen gilt. Innerlich fuehle Ich mich einfach noch nicht bereit dafuer. Bitte, ja Es gibt keinen anderen Zeitpunkt fuer die Erleuchtung als das Jetzt. Und da stimme Ich zu. Ich fuehlte dieses Jetzt das ein ums andere Mal. Und Ich denke es gab diese Momente, in denen Ich die Erleuchtung ganz klar in mir spueren konnte. Aber das hat mich nicht zum Buddha gemacht. Ich habe immer noch schlechte Tage an denen mir nichts gelingt. Ich erreiche immer noch nicht alles was Ich mir vornehme. Der einzige Unterschied ist, dass Ich die Dinge gelassener sehe. Ich beklage mich nichtmehr. Ich denke nicht mehr lange ueber unangenehme Sachen nach sondern lebe im Augenblick. Ich spuere, dass Ich eine Transformation durchmache. Das einzige Problem: Es geht nicht schnell genug. Doch am Ende wartet das Paradies, oder nicht??

Frauen, Sex und Liebe

Das ich auf der spirituellen Suche gelandet bin ist dem Umstand geschuldet, dass ich keinen Erfolg bei Frauen hatte.  Bis zu meinem 20. Lebensjahr hatte ich noch nicht einmal eine Frau geküsst. In meinen Phantasien hatte ich sie natürlich alle schon gehabt aber das zählt ja leider nicht. Ich weiß noch sehr genau wie mein Versagen mit den Mädels an meinem Selbstwert gezehrt hat. Das hat dazu geführt, dass ich einen Haufen Minderwertigkeitskomplexe aufgebaut habe was wiederum meinem Erfolg bei den Mädels nicht zuträglich war. Sobald ein hübsches Mädel auch nur in meiner Nähe war schien ich unfähig zu sein auch nur einen vernünftigen Satz hervorzubringen. Ich hatte Angst vor Frauen. Gleichzeitig kreisten meine Gedanken ständig um sie. In einer hübschen Frau sah ich die Erfüllung all meiner Sehnsüchte. Meine Probleme würden sich in Luft auflösen und alles wäre wieder gut. 

Es gibt Wissenschaftler die behaupten die Grundlage all unserer Motivationen wäre der Geschlechtstrieb. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich diese Behauptung weitestgehend bestätigen. Zu mindestens ist es immer ein wichtiger Faktor bei meinen Entscheidungen gewesen. Ob es um meine Hobbys, meine Kleidung oder meine Karriere ging immer schielte ich auch ein bisschen darauf was wohl die hübschen Frauen darüber denken. Auch heute kann ich beobachten wie sich mein Verhalten schlagartig ändert wenn ein Mädel in der Gegend ist, dass mir gefällt. Sicherlich bin ich ein wenig versierter geworden und weiß, dass ich einfach Humor und Selbstbewusstsein demonstrieren muss. Aber auch dem liegt das Bedürfnis die Frauen zu beeindrucken zu Grunde. 

Ich hatte eine lange Phase in der ich mich für Frauen praktisch unnahbar gemacht habe. Ich dachte Frauen wollen einen Mann der dominant und distanziert ist. Ich ließ keine Gelegenheit aus meine Unabhängigkeit zu demonstrieren und zu zeigen, dass ich sie nicht brauchte. Insgeheim stellte ich mir dann immer vor wie sie schmachtend in ihrem Bett liegt und sich nach mir sehnt. In meinem Kopf liefen dann Filme ab in denen sie sich bei ihrer Freundin über mich ausheult und ihr erklärt was für ein krasser Typ ich doch aber, dass sie mich leider nicht haben kann. Ich wollte das Frauen mich brauchen ich wollte, dass sie von mir abhängig sind. Aber in Wahrheit habe ich sie gebraucht.

Ich dachte immer ich wäre einfach Trieb gesteuert. Das mein Bedürfnis Sex zu haben das alles hervorruft. Aber im nachhinein glaube ich, dass mir der Sex gar nicht so wichtig war. Viel wichtiger war mir mein Ego. Ich wollte einfach jemand sein, der alle Frauen klar macht und den Frauen bewundern. So habe ich Frauen dann auch als Objekte gesehen. Vielleicht nicht unbedingt als Spermaentsorgung aber sicherlich als Egoaufwerter. Es ist schon ein geiles Gefühl in eine Disco zu gehen und ein heißes Girl zu verführen. Die nächsten paar Tage ist man mit sich zufrieden denn man muss ja schon ein ziemlich geiler Hengst sein wenn so eine Schnitte auf einen abfährt. Aber wie mit allen externen Stimulatien lässt die Wirkung irgendwann nach und das Ego braucht Nachschub. So macht man sich abhängig.

Die gleiche Problematik trifft mich in meiner Beziehung. Ich frage mich wie viel von meiner Liebe zu meiner Freundin egoistisch motiviert ist. Klar will ich, das es ihr gut geht und dass sie glücklich ist aber ich will der Grund dafür sein. Wenn sie zu mir kommen würde und mir erklären würde, dass sie jemanden gefunden hat mit dem sie glücklicher ist als mit mir würde ich mich dann für sie freuen? Natürlich nicht! Ich würde wahrscheinlich anfangen sie zu beschimpfen und meine Liebe würde in Hass umschlagen. Ihr Glück ist mir also nur mittelbar wichtig. Es soll durch mich hervorgerufen sein damit ich mir sagen kann was für ein toller Kerl ich doch bin. 

Gibt es Liebe wirklich? Oder ist das alles nur gut kaschierte Selbstsucht? An dem Punkt an dem ich momentan bin muss ich leider sagen, dass Selbstsucht zu mindestens den überwiegenden Anteil ausmacht. In erster Linie ist es mir wichtig wie es mir selbst geht. Andere Menschen interessieren mich nur in Relation zu mir selbst. Wenn in Pakistan gerade 800.000 Menschen absaufen ist mir das ziemlich egal. Aber wenn die Freundin eines Freundes vergewaltigt wird bereitet mir das schlaflose Nächte. Wie sagte Stalin so schön: "Ein Toter ist eine Tragödie ein Million Tote sind eine Statistik".  Ist das nun gut oder schlecht? Nun es ist einfach so. Wichtig ist, dass ich der Tatsache ins Auge blicke und einfach ehrlich bin was das angeht. Denn wenn ich so tue als wäre ich besser als ich wirklich bin belüge ich mich nur selbst und kann niemals an meinen wahren Kern gelangen. 

Ich bin mittlerweile überzeugt, dass es echte Liebe gibt. Ich glaube auch, dass ich es geschafft habe einen Funken davon in mein Leben zu übertragen. Solange mein Ego regiert kann es keine wahre Liebe geben, nur Selbstsucht. Aber je mehr ich mich mit meinen Egostrukturen auseinandersetze umso mehr habe ich das Gefühl, dass sie sich auflösen und etwas anderes freigeben. So komme ich langsam an einen Punkt an dem ich Frauen nicht mehr für mein Ego brauche. An dem ich anderen Menschen nicht helfe um mich selbst zu profilieren. Aber dieser Weg ist noch lange nicht abgeschlossen. 

Dienstag, 24. August 2010

der stille Beobachter

Vor ein paar Tagen habe ich während einer Zugfahrt durch ein Werk von Eckhardt Tolle geblättert. Nachdem ich ein paar Absätze gelesen hatte fiel mir ein Satz auf in dem Tolle vom stillen Beobachter spricht. Das im Beobachten selbst der Schlüssel zur Erleuchtung liegt daran hatten viele der spirituellen  Werke die ich in den letzten 12 Monaten gelesen habe wenig Zweifel gelassen. Ich hatte es immer wieder gelesen und doch hatte ich es falsch verstanden! Ich hatte das Beobachten mit dem Analysieren verwechselt.

Um mir das Prinzip des Beobachtens zu verdeutlichen gefällt mir das Bild einer Mutter die herausfinden möchte welches ihrer beiden Kinder beim Spielen immer zu streiten anfängt. Zunächst einmal ist es wichtig, dass sie nicht mitspielt am besten wäre es wenn die Kinder nicht mitkriegen, dass sie überhaupt da ist, da ja die Anwesenheit der strafenden Mutter das Verhalten der Kinder automatisch ändern wird. Viel wichtiger ist allerdings die Einstellung der Mutter. Wenn sie eines der beiden Kinder lieber mag als das andere wird sie sich wahrscheinlich kein objektives Bild von der Situation machen können, da sie geneigt sein wird kleine Provokationen des "ungeliebten" Kindes überzubewerten und solche des Bevorzugten zu übersehen. Auch sollte die Mutter ohne jeden Anfangsverdacht an die Situation herangehen. Wenn sie schon vermutet, dass eines der beiden Kinder der Provokateur ist wird sie die Situation auch durch genau diese Brille sehen. Indirekt trübt es ihre Wahrnehmung genauso  als hätte sie ein Kind lieber als das andere da sie auch hier Anzeichen die ihr Vorurteil bestätigen stärker wahrnehmen wird als solche die es widerlegen. Die ideale innere Einstellung der Mutter wäre also, dass sie keines der beiden Kinder kennt und völlig unvoreingenommen an die Situation herangeht. Freilich dürfte das für jede Mutter unmöglich sein. Festzuhalten bleibt, dass der Beobachter die zu beobachtende Sache ohne jedes Urteil wahrnehmen muss.

Vom Beobachten abzugrenzen ist die Analyse. In der Analyse schaue ich nicht unvoreingenommen auf die Sache. Vielmehr versuche ich das zu Analysierende in ein Muster zu pressen und dann auf der Grundlage dieses Musters zu beurteilen. Jeder Psychoanalyst hat für sich eine gewisse Denkschule festgelegt die er als Grundlage benutzen will um Menschen zu therapieren. Ein Patient kommt zu ihm und er beginnt sofort die Verhaltensmuster in die Kategorien einzuordnen die seine Denkschule erschaffen hat. Wenn ein Patient ihm beispielsweise erzählt, dass er Probleme mit dem Alkohol hat wird er für sich beispielsweise einordnen: "Aha der Patient benutzt Alkohol um die Auseinandersetzung mit seinen ödipalen Konflikten zu vermeiden." Bestimmte Verhaltensmuster werden auf der Grundlage der Denkschule als erwünscht andere als nicht so erwünscht betrachtet. Das Beobachten ist also ohne Vorurteil wohingegen die Analyse schon ein System hat in das das "Beobachtete" gepresst wird.

Wo ist nun die Relevanz für die Spiritualität? Nun der Punkt ist, dass ich nicht beobachtet habe ich habe analysiert. Wo ist das Problem? Nun zunächst muss man vielleicht einmal klären was ich überhaupt beobachten oder analysieren möchte. Für mich persönlich ist das der Strom meiner Gedanken. Was passiert nun wenn ich anfange den Strom meiner Gedanken zu analysieren? Ich habe einen Gedanken z.B. "alles ist Scheisse"- dann denke ich - "okay ich habe gerade gedacht alles ist Scheisse ich leiste dem Leben also Widerstand und bin dadurch im Konflikt mit dem Leben" - dann kommt die Schlussfolgerung - "wenn ich dem Leben Widerstand entgegen bringe mache ich mir das Leben zum Feind also muss ich aufhören dem Leben Widerstand entgegen zu bringen also ist der Gedanke alles ist Scheisse, schlecht!". Was ist wirklich passiert? Ich hatte einen Gedanken den ich als negativ erachtet habe weil er mich in Konflikt mit dem Leben bringt. Jetzt will ich diesen Gedanken loswerden. Ich fange also einen Konflikt mit dem Gedanken an. Einen Konflikt zwischen dem negativen Gedanken und dem Analysten. Aber was ist der Analyst? Was ist die Aussage: "okay ich habe gerade gedacht alles ist Scheisse ich leiste dem Leben also Widerstand und bin dadurch im Konflikt mit dem Leben"? Das ist doch auch ein Gedanke!!! Der Analyst ist also auch Teil des Gedankenstroms. Nur, dass sich der Gedankenstrom jetzt in zwei gespalten hat. In schlechte Gedanken und in analysierende Gedanken. Zu analysieren heißt zu denken. Der Analyst wird zu dem was er eigentlich analysieren wollte er entspringt dem Strom der Gedanken weil er selbst nur ein Gedanke ist. Nur, dass er jetzt geschickter versteckt ist.

Nun das der Analyst mich nicht zur Erleuchtung führen wird hatte ich dann auch irgendwie begriffen. Meine Meditation sah dann wie folgt aus. Erst kam der Gedanke "Alles ist Scheisse" dann die Analyse und dann der Gedanke "komm Martin du weißt doch, dass die Analyse nur einen Konflikt erschafft also hör auf zu analysieren". Es liegt auf der Hand, dass auch dieser Gedanke dem Gedankenstrom entsprang. Jetzt hat sich mein Gedankenstrom in den schlechten Gedanken, den Analysten und den Richter über den Analysten gespalten. Den Richter kann ich natürlich auch noch angreifen dann hab ich einen Richter über den Richter des Analysten. Dieses Spielchen läßt sich nun beliebig fortsetzen führt aber offensichtlich zu nichts.

Was macht nun der Beobachter? Der Beobachter greift nicht in das Beobachtete ein. Wenn der Gedanke kommt "alles ist Scheisse" sieht er den Gedanken ohne ihn zu beurteilen. Wenn der nächste Gedanke kommt "okay ich habe gerade gedacht alles ist Scheisse ich leiste dem Leben also Widerstand und bin dadurch im Konflikt mit dem Leben"sieht er ihn ohne ihn zu verurteilen. Wenn der nächste Gedanke kommt "Ich muss endlich aufhören mich selbst zu analysieren" sieht er ihn ohne ihn zu verurteilen. Wenn der nächste Gedanke kommt "Ich muss endlich aufhören mich selbst zu verurteilen" sieht er ihn ohne ihn zu verurteilen. Der Beobachter darf selbst nicht Teil des Gedankenstroms werden. Wenn sein Gedankenstrom dennoch versucht einen Beobachter zu erschaffen (er wird dann natürlich automatisch zu einem Teil des Gedankenstroms) z.B. "Ich beobachte meine Gedanken ab jetzt nur noch und verurteile sie nicht mehr" sieht der Beobachter auch diesen Gedanken ohne ihn zu beurteilen.

Der Beobachter muss still sein. Er darf nicht reden. Darf sich nicht einmischen in den Strom der Gedanken. Der Gedankenstrom ist wie eine Krake die immer wieder neue Fangarme nach dem Beobachter schmeißt um ihn zum Reden zu bringen. Er gibt sich als Gedanke aus, funktioniert das nicht mehr verurteilt er den Gedanken und wird so zum Richter, wenn das nicht fängt wird er zum Analysten, geht das nicht wird er zum Richter über den Analysten. Er wird so tun als hätte er alles verstanden, er wird sich selbst als den Erleuchteten ausgeben und wenn der Beobachter auch darauf nicht reinfällt gibt er sich halt als der Beobachter selbst aus. In dem Moment in dem ihm das gelingt in dem der Beobachter zum Gedanken wird ist er nicht mehr der Beobachter er ist Teil des Gedankenstroms geworden. Die Krake mag noch so viele Köpfe hervor zaubern, ein untrügliches Zeichen haben sie alle gemein. Sie reden! Sie benutzen Worte! Sie denken! Immer wenn Gedanken durch meinem Kopf gehen kann ich mir sicher sein, dass sie meinem Gedankenstrom entspringen. Die Krake wird es immer wieder schaffen den Beobachter zu vereinnahmen. Wenn es passiert sagt der Beobachter aber nicht "oh nein jetzt hat der Gedankenstrom es wieder geschafft mich in seinen Bann zu ziehen oh warum nur kriege ich es einfach nicht auf die Reihe mich von ihm zu trennen"! Das sagt der Gedankenstrom - der Beobachter spricht nicht!

Das Beobachten muss live passieren d.h. im jetzigen Moment d.h. ich muss den Gedanken wahrnehmen der gerade in meinem Kopf ist. Der Gedanke der vor 5 Jahren, vor 5 Minuten oder vor 5 Sekunden durch meinen Kopf geht existiert jetzt nicht mehr. In dem Augenblick in dem ich an das was ich vor 5 Jahren gedacht habe denke gibt es nur den Gedanken "ich habe damals gedacht: alles ist Scheisse". Ich denke also nur an den Gedanken vor 5 Jahren. Der Ursprüngliche Gedanke den ich vor 5 Jahren hatte ist verloren. Ich kann versuchen ihn zu reproduzieren. Mit dem Inhalt mag mir das auch gelingen (selbst das wird schwer sein - man versuche die Gedanken von vor 5 Minuten genau so noch einmal zu denken wie man sie vor 5 Minuten gedacht hat) aber ich weiß nicht mehr wie intensiv der Gedanke war wie er geklungen hat usw.
Der Beobachter guckt nicht was gerade passiert ist er lebt im jetzigen Moment. Jedes Wort oder jede Aneinanderreihung von Worten die durch meinen Kopf strömen entspringen dem Gedankenstrom. Der Beobachter ist still. Er spricht nicht. Er benutzt keine Worte.

Heißt das nun, dass ich nicht mehr analysieren darf? Mein ganzer schöner Verstand mit all seinen Fähigkeiten darf nicht mehr denken? Natürlich darf er denken. Denn auch die Ablehnung des Gedankenstroms, der Analyse der Krake ist ein Gedanke. Er darf analysieren, beurteilen, verurteilen, benennen usw. soviel er will. Der Analyst und der Beobachter können nebeneinander also gleichzeitig existieren, natürlich nur wenn der Beobachter die Klappe hält und dem Analysten gut zuhört. Genauso können der Beobachter und der Gedankenstrom parrallel existieren. Ich kann denken und gleichzeitig mein Denken beobachten. Der Gedankenstrom ist nicht der Feind. Man muss ihn nicht zum Schweigen bringen. Er muss nur beobachtet werden. Dann wird der Gedankenstrom zu dem was er eigentlich sein soll - einem Werkzeug.

Freitag, 20. August 2010

ich bin besser

Gestern Abend habe ich mir eine Sendung angeschaut deren zentrales Anliegen es war mir das süße Leben von Menschen die im Überfluss leben zu veranschaulichen. Die weibliche Kommentatorin war mehr oder weniger die ganze Zeit damit beschäftigt mir zu erklären wie unglaublich reich diese Menschen sind und wie verschwenderisch sie leben können. Aussagen wie "Ferdinand ist ein Mensch der sich ein Hotelzimmer für 25.000€ die Nacht leistet kann" oder "Ferdinand liebt es in einem seiner 13 Ferraris flotte Bikinischönheiten zu beeindrucken" reihten sich schier endlos aneinander. Der offensichtliche Zweck dieser Sendung war es dem Zuschauer ein Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber den portraitierten Dandys zu vermitteln und so Neid zu schüren um Quote zu machen. Das Interessanteste an dieser "Dokumentation" war für mich persönlich meine eigene Reaktion. Zunächst einmal belustigte mich die Aufmachung der Sendung und die offensichtliche Manipulation die hier stattfand. Dann merkte ich aber doch wie ich anfing über das Leben dieser Leute in Beziehung zu meinem Leben nachzudenken. Ich fing an mir zu erklären warum ich nicht neidisch auf diese Leute bin. Ich konzentrierte mich darauf herauszufinden warum diese Leute trotz ihres Luxuslebens nicht glücklich sein können. Warum auch sie unter ihrem Luxus leiden und eher unglücklich sind. Der Gedanke, dass diese Leute glücklicher sein könnten als ich widerstrebte mir total. Akribisch suchte ich nach Anzeichen dafür, dass in diesem Schlaraffenland doch nicht alles so rosig ist. Aber natürlich wurde derartiges nicht gezeigt. Mit zusehender Dauer der Sendung ging ich mental zu moralischen Verurteilungen dieser Leute über. Ich regte mich innerlich darüber auf, dass in der Werbepause zu Spenden für Pakistan aufgerufen wurde während danach wieder genüsslich demonstriert wurde wie 1000€ teurer Champagner verschüttet wurde. Es dauerte nicht lange da übertrug sich meine Ablehnung des Lebensstils dieser Menschen auf die dargestellten Personen selbst. Ich fing an die Reichen und Schönen zu hassen.

Die Sendung habe ich bis zum Ende geguckt, ich wollte einfach nicht aufhören. Danach fragte ich mich was gerade wirklich geschehen war. Ich glaube der Input der Sendung hat mich mental in eine Art Wettbewerbssituation gebracht. Das diese Menschen mir materiell bzw. finanziell überlegen waren daran bestand kein Zweifel. Ich versuchte also zunächst auf die spirituelle Ebene auszuweichen. Die können niemals so glücklich sein wie ein Buddha. Natürlich ging es mir nicht um den Buddha sondern darum ob sie glücklicher sind als ich. Da auch diese Hoffnung durch ihre zufriedenen Gesichter zusehends ins Wanken geriet. wich ich auf die moralische Ebene aus. "Diese Menschen dürften nicht so leben, sie bereichern sich auf Kosten ihrer Mitmenschen und auf Kosten der Natur und zerstören mit ihren Exzessen unser aller Existenz". Schlussendlich hatte ich es geschafft meine Überlegenheit zu konstruieren wenn auch nur im moralischen Bereich. Zu mindestens war ich wieder ein Stück besser als diese Menschen. 

Warum bin ich so stark damit beschäftigt mich mit anderen Menschen zu vergleichen? Warum fällt es mir so schwer anderen Menschen ihr Glück zu gönnen? Warum versuche ich ständig (zu mindestens mental) anderen Menschen ihre Erfolge madig zu machen? Diese Dynamiken beschränken sich ja nicht nur auf Sendungen in denen verschwenderische Millionäre vorgeführt werden. Bei jedem der offensichtlich mehr Geld oder einen höheren gesellschaftlichen Status als ich hat fangen diese Prozesse an. Ich gönne es anderen Männern, selbst Freunden nicht sich ein hübsches Mädel klar zu machen. Ich fange dann immer sofort an deren Beziehung mit meiner zu vergleichen und suche nach Gründen warum meine besser ist und das mit den beiden langfristig nichts werden wird ("Die sind ja so unbewusst, und anhaftend"). Ich freue mich innerlich immer ein bisschen wenn Beziehungen von anderen auseinander gehen. Es ärgert mich auch wenn ich andere Menschen lachen höre wenn ich nicht daran beteiligt bin. Klar wenn ich zu der Gruppe dazugehöre oder besser noch das Lachen verursacht habe liebe ich es Menschen lachen zu hören aber von außen muss ich es schlecht machen. Besonders hasse ich es auch wenn eine andere Person intelligenter ist als ich. Diese Leute benenne ich innerlich gerne als Buchwürmer und ergötze mich daran, dass sie ja das wahre Leben verpassen. Selbst oder sagen wir besser am stärksten im spirituellen Bereich spüre ich den Drang mich vor anderen hervor zu tun. "Die Anderen das sind ja nur spirituelle Materialisten. Die wollen einfach zeigen wie toll sie sind mit ihrer Spiritualität. Ich bin da anders, ich setze mich wirklich mit mir selbst auseinander. Diese Leute wollen nur eine Feel-good-spiritualität. Im Grunde ist was die machen bessere Esoterik." 

Ich will jemand Besonderes sein. Ich will jemand sein der sich von anderen Menschen abhebt. Diesem inneren selbstsüchtigen Drang bediene ich indem ich mich ständig mit anderen Leuten vergleiche und mir vor Augen führe wie toll ich ich im Vergleich zu diesen Leuten bin. Anderen überlegen zu sein ist ein schönes Gefühl. Die ultimative Überlegenheit ist natürlich die Erleuchtung. Wer soll sich dann noch mit mir messen? Klar können die anderen mehr Besitz, Frauen oder Erfahrungen haben als ich aber ich habe das Ultimative was ein Mensch haben kann. Ich habe die Erleuchtung. Ich bin erleuchteter oder spirituell erwachter als ihr anderen. Der Stolz und der Neid sind wohl zwei der größten Herausforderungen auf meiner Suche!

Dienstag, 17. August 2010

Erleuchtung

Was ist Erleuchtung? Der Buddha sagt sinngemäß, dass das ein Zustand ist in dem jegliches Leiden losgelassen wurde. Wenn ich mir selbst die Frage stelle was Erleuchtung ist kommen mir eine Menge Ideen: "Nichtidentifizierung mit dem Strom der Gedanken", "keine Dualität mehr in meinem Kopf" oder "mit allem eins sein" um mal die Sinnvollsten zu nennen. Diese Vorstellungen habe ich leider nicht aus direkter Erfahrung abgeleitet. Vielmehr sind es Konzepte die ich aus Büchern und Belehrungen gelernt habe und für mich angenommen habe. Ob es einen Zustand der Erleuchtung überhaupt gibt kann ich momentan nicht sicher sagen. Genauso wenig kann ich sagen ob andere Menschen erleuchtet sind. Ich kann es ihnen nur glauben. Wie sollte ich auch prüfen ob jemand erleuchtet ist oder nicht? Ich habe ja keine Vorstellung davon was Erleuchtung wirklich ist. Das Problem ist vielmehr, dass ich eine Vorstellung davon habe, diese aber nur eine Projektion meiner Gedanken ist. Eckhardt Tolle beispielsweise kommt dem gedanklichen Bild, dass ich mir von einem Erleuchteten mache schon relativ nahe, aber er könnte einfach ein guter Schauspieler sein oder sich ziemlich gut selbst belügen. Wirklich nachprüfen kann ich das nicht.

Tja das klingt doch einmal nach einer erfolgsversprechenden Suche. Ich versuche etwas zu finden aber ich weiss nicht einmal genau was ich suche.Vielmehr noch wenn ich es finde übersehe ich es wahrscheinlich weil ich eine andere Vorstellung davon habe wie es aussieht. Der Clou ist ja, dass ich angeblich bereits erleuchtet bin, nur dass ich es einfach nicht wahrhaben will. Kann sich die Erleuchtung wirklich so einfach anfühlen? Hat ein Buddha Kopfschmerzen oder tut ihm manchmal der Rücken weh? Hat ein Buddha neidische oder selbstmitleidige Gedanken? Nein nein nein sagen meine Gedanken. Erleuchtet zu sein fühlt sich gut an. Das ist wie ein Vulkan von Glückshormonen der ständig aus deinem Bauch sprudelt. In dieser Erfahrung gibt es keinen Schmerz mehr, kein Unwohlsein nur noch ewigen Frieden und ewiges Glück. Ist vielleicht meine Vorstellung davon wie es ist ein Buddha zu sein das Problem? Nutze ich die Spiritualität nur um den negativen Gefühlen und Gedanken zu entkommen? Ist das auch wieder nur die Jagd nach einem High nach geilen Erfahrungen? Was passiert wenn ich mir den Schmerz mal nicht wegmeditieren kann? Oft beobachte ich mich dabei wie ich mir sage, akzeptiere den Schmerz einfach, fühle seine Energie aber der Hintergedanke (wenn es sowas gibt) ist dann doch nur den Schmerz zu fühlen um ihn loszuwerden. Das Problem ist also, dass ich schon gerne den Zustand der Erleuchtung erreichen will aber nur weil ich davon ausgehe, dass er sich gut anfühlt. Nur weiß ich ja garnicht ob sich dieser Zustand nur gut anfühlt. Auch wüßte ich wenn ich in diesem Zustand wäre ja garnicht, dass ich in diesem Zustand bin weil ich dazu ja wissen müsste wie es sich anfühlt erleuchtet zu sein.

Je mehr ich über das Thema nachdenke umso mehr kriege ich das Gefühl, dass ich mit der Suche nach Erleuchtung mein eigenes gedankliches Phantom jage. Ich versuche einen Zustand zu erreichen den ich mir selbst ausgedacht habe. Hm also wäre die Lösung des Problems keinem besonderem Zustand, keinen positiven Erfahrungen mehr hinterher zu jagen. Ich darf wohl auch nicht versuchen sie zu verhindern wenn sie kommen. Letztlich muss ich wohl auch meinen Drang diesen Zustand zu jagen akzeptieren sonst gibts ja wieder einen internen Konflikt zwischen dem der das High jagt und dem der sagt hör auf das High zu jagen. Tja also bin ich jetzt wohl nicht mehr auf der Suche nach Erleuchtung sondern bei dem Versuch aufzuhören nach der Erleuchtung zu suchen. Man man man... Manchmal krieg ich echt Angst, dass das alles in der Klapse endet ;)

Montag, 16. August 2010

Denksucht

Bis vor ca 3 Jahren habe ich Kette geraucht. Mein durchschnittlicher Verbrauch dürfte bei 2-3 Schachteln Luckies am Tag gelegen haben. Es fällt mir heute schwer mich in meine damaligen Denkmuster zurückzuversetzen. Ich weiß nur noch, dass ich verzweifelt darüber nachgedacht habe wie ich diesen Dämonen aus meinem Leben verbannen kann. Glücklicherweise stieß ich auf Allen Carr's Buch "Endlich Nichtraucher" welches ich jedem unfreiwilligem Raucher nur wärmstens ans Herz legen kann. Allen Carr fordert den Leser auf während der Lektüre seines Buches weiterzurauchen. Er erklärt, dass die Zigarette die Fluchttür des Rauchers ist. Wenn er im Stress ist oder sich unwohl fühlt zündet er sich einfach eine Ziese an. Allein der Gedanke auf diese Fluchtmöglichkeit verzichten zu müssen erzeugt Angst. Was macht ein Raucher also wenn man ihm sagt hör auf zu rauchen? Er steckt sich eine an. Ich konnte mir damals durchaus vorstellen, dass ein Leben ohne Zigaretten möglich wäre aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich ohne die Dinger je wieder glücklich werden könnte.

Eckhardt Tolle hat einmal gesagt, dass wir süchtig nach dem Denken sind. Fundament unserer Kultur ist das berühmte "ich denke also bin ich". Wir werden von klein auf darauf konditioniert, dass die Antwort auf alle Probleme und Sorgen im Denken zu finden ist. Wenn wir ein Problem nicht lösen können liegt das einfach daran, dass wir nicht richtig darüber nachdenken. Gut denken zu können ist Grundvoraussetzung um in unserer Gesellschaft Erfolg zu haben. Diese Prinzipien habe ich gut verinnerlicht. Ich denke ständig über irgendetwas nach. Bevorzugt natürlich über mich selbst. Über das was mit mir passiert ist oder was mit mir passieren wird. Ständig spielen sich irgendwelche Tagträumereien in meinem Kopf ab. Ich denke von morgens bis abends so oft ich nur kann. Nur, glücklich geworden bin ich dadurch nicht. Mich quält diese ständige Denkerei. Alles muss ich immer bis ins 1000. analysieren und wenn ich nicht weiterkomme fange ich wieder von vorne an. Ich bin ein Junkie! Um von meiner Droge runterzukommen gibt es natürlich viele Mittel. Ich kann mich mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten vergiften um meine Denkprozesse lahm zu legen. Oder ich kann mich extrem beim Sport auspowern. Den ganzen Tag lang Glotze gucken oder Computer spielen ist natürlich auch eine Möglichkeit. Meine neueste Ersatzdroge ist die Spiritualität. Aber selbst deren Wirkung läßt schon wieder nach. Wie ein Krake habe sich meine Gedanken auch in diesem Bereich eingenistet.

Wie beim Rauchen habe ich beim Denken das Gefühl, dass ich ohne das Denken nicht glücklich leben kann.  Der Gedanke nicht mehr zu denken macht mir Angst. Und was tue ich wenn ich Angst habe? Ich fliehe mich in meine Gedanken. Ich denke zum Beispiel darüber nach wie ich wohl mit dem Denken aufhören könnte. Oder wie es wohl so ist ohne das Denken. Innerlich will ich wohl eigentlich gar nicht mit dem Denken aufhören. Eines der zentralen Themen Tolle's ist die Freiheit von Gedanken. So wie ich ihn verstehe bedeutet Erleuchtung nicht, dass man nicht mehr in der Lage ist zu denken. Ein Erleuchteter kann durchaus noch den Fahrplan lesen oder einen Computer bedienen. Er ist nur nicht mehr in seinem Denken gefangen. Tolle stellt zu diesem Zweck Methoden zur Verfügung die die Aufmerksamkeit weg vom Strom der Gedanken lenken. Man kann sich vor seinen Gedanken beispielsweise in den jetzigen Moment oder in seinen Inneren Körper flüchten.
Diese Methoden haben für mich bis zu einem bestimmten Punkt gut funktioniert. Nur erleuchtet haben sie mich nicht! Wo liegt das Problem? Eine mögliche Antwort kam mir als ich Krishnamurti gelesen habe. Ich habe das Gefühl, dass ich angefangen habe eine leichte Verachtung für das Denken zu empfinden. Ich sage mir, dass ich mein Denken einfach nicht mehr so ernst nehme, dass sich das eh alles nur wiederholt und mich nicht wirklich weiter bringt. Wer verachtet da wen. Ich verachte mich. Gedanken verachten Gedanken. Und schon haben wir einen kleinen aber feinen Konflikt. Das Denken wird zum Feind. Oder bestenfalls zu einem Geduldetem in meinem Kopf. Aber auch der Gedanke "Ich dulde meinen Gedankenstrom" ist ein Gedanke. Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Ich bin Eckhardt Tolle Eckhardt Tolle sehr dankbar für seine weisen Einsichten. Ich habe seine Bücher viele Male verschenkt und denke, dass er zu recht der bekannteste Autor in diesem Bereich ist.

Die Frage auf die es also für mich hinausläuft ist: Kann ich durch das Denken zur Erleuchtung gelangen? Jeder noch so kleine Widerstand jede noch so kleine Geringschätzung meines Denkens erzeugt einen kleinen gedanklichen Konflikt. Der Zustand der Erleuchtung ist so wie ich ihn mir vorstelle ein konfliktfreier Zustand. An dieser Stelle kommt für mich Krishnamurti ins Spiel. Er stellt fest, dass das Problem nicht das Denken ist sondern, dass das Denken nicht frei ist. Das wir uns selbst bestimmte Gedanken verbieten. Das wir es nicht wagen an bestimmte Fragen offen ranzugehen. Wenn wir zulassen würden, dass unser denken frei und ungehemmt an alle möglichen Fragen herantritt hätte das Denken die Möglichkeit aus seinen eigenen Gefängnissen auszubrechen. Aber da wir es mit Moral und Ethik gefangen halten kann es diesen Ausbruch nicht schaffen. Es ist leicht gesagt an alle möglichen Fragen offen und ohne Vorurteil heranzutreten. Aber kann ich Fragen wie zum Beispiel "Sollte ich mich vielleicht selbst umbringen (oder einen anderen), war Hitler wirklich ein schlechter Mensch oder ist ein Kinderficker auch ein Mensch wie ich?" offen und vorbehaltslos begegnen? Kann ich meine Vorurteile und Ängste beiseite schieben? Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass ich da schnell an meine Grenzen Stoße. Mir bestimmte Fragen offen zu stellen ohne vorher die Antwort zu der ich gelangen möchte festzulegen macht mir Angst. Was passiert wenn ich vielleicht zu der Lösung gelange, dass es logisch ist mich selbst umzubringen? Könnte ich durch diese Art von Denken jegliche Schranke in meinem Kopf abbauen und dann anfangen wahllos mordend durch die Lande zu ziehen? Vielleicht lande ich auch in der Klapse weil ich jeglichen Bezug zur Realität verloren habe. All das sind Ängste die hochkommen. Krishnamurti sagt (so habe ich ihn verstanden) das genau das das Problem ist. Die Angst die wir vor einem wirklich freien Denken haben. Würden wir unser Denken von seinen Leinen der Angst befreien würde der Verstand anfangen sich selbst zu entwirren. Am Ende würde sich das Denken seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst werden. Es würde realisieren, dass die Antworten nicht in Worten zu finden sind und könnte aufhören Zwanghaft weiterzusuchen. Am Ende stünde die Gewissheit: "Ich weiß, dass ich nichts weiß". Aber ich kann meinem Denken nicht befehlen zu diesem Punkt zu gelangen ich kann es auch nicht dahin steuern. Es muss sich dieser Wahrheit selbst gewahr werden. Das Schiff muss sozusagen ohne Kapitän fahren, meine Angst ist nur, dass mein Schiff vor eine Klippe fährt!

Sonntag, 15. August 2010

2012 oder ich rette die Welt

Seit ich denken kann liebe ich es in Erlöserphantasien zu schwelgen. Als kleiner Junge habe ich mir gerne vorgestellt, wie ich nach und nach sämtliche Probleme der Menschheit löse. Besonders gerne habe ich mir ausgemalt wie die nachfolgenden Generationen in den Schulbüchern von meinen Taten lesen. In diesen Phantasien war ich sozusagen die zentrale Figur um die Erde zu retten. Ganz verklungen sind diese Tagträume bis heute nicht. Neue Energie haben sie bekommen während ich das Buch "Jetzt die Kraft der Gegenwart" von Eckhardt Tolle gelesen habe. Eine der zentralen Aussagen Tolle's ist, dass die Menschheit vor einem Scheideweg steht. Entweder es gelingt ihr ihre alten selbstsüchtigen Muster hinter sich zu lassen oder sie wird sich selbst die Lebensgrundlage entziehen. Damit diese Transformation des Menschen geschehen kann muss eine Art Verschiebung im Bewußtsein der Menschen weg von der Alleingültigkeit des Denkens stattfinden. 

Da ich die Rettung der Erde schon einige Male vorher in meinem Kopf durchgespielt hatte, haben diese Aussagen Tolles sofort bei mir gegriffen. Ich habe mich schon gesehen wie ich als Erleuchteter in die Politik einziehe, den Menschen die Wahrheit sage und die Völker dieser Erde versöhne. Um es deutlich zu sagen, der Gedanke, dass die Erde vor ihrer Zerstörung steht und daher meine Hilfe braucht gefällt mir sehr. Ich habe daher Tolles Ansichten zu diesem Thema völlig unreflektiert übernommen. In einigen Diskussionen mit "Andersdenkenden" sind mir leichte Zweifel an diesem pessimistischem Weltbild gekommen. Ein guter Freund wies mich darauf hin, dass seit Menschengedenken jede Generation davon spricht, dass es mit der Welt wohl bald zu Ende gehen wird. Außerdem wie kann ich überhaupt so sicher sein, dass es der egoistische Verstand nicht schaffen wird die Erde zu retten. Die Selbstsucht kann eine Menge in Bewegung setzen. Sie ist die Grundlage dafür, dass ich im Winter warm duschen, im Sommer nach Mallorca fliegen und gleich den Blog online stellen kann. Steht es wirklich so schlimm um die Erde? Ich beobachte mich selbst immer wieder dabei wie ich auf diverse Nachrichtenseiten gehe auf der Suche nach Anzeichen, dass es bald zu Ende geht. Wie genüsslich ich doch über die Finanzkrise rede, dass sie ein erstes Anzeichen des baldigen Zusammenbruchs ist. Innerlich kann ich es kaum abwarten und hoffe, dass es bald anfängt zu brennen damit meine Diskussionspartner sehen, dass ich doch Recht hatte mit meinem Pessimismus. Beeinträchtigt mein Bedürfnis in dieser Frage Recht zu haben vielleicht meine Objektivität?


Natürlich will ich nicht, dass alles vor die Hunde geht. Ich hoffe schon, dass die Menschheit sich besinnt und einen Ausweg aus ihrem Wahnsinn findet. Aber bei diesem Prozess will ich eine tragende Rolle wenn nicht die tragende Rolle spielen. Alles ganz selbstlos natürlich... Aber anonym soll es nicht bleiben. Die Schulkinder sollen schon wissen wem sie das alles zu verdanken haben. Tja wenn ich mir das Geschriebene mal so anschaue muss ich wohl der Tatsache ins Auge schauen, dass mir die  Rettung der Erde nur wichtig ist um mein eigenes Ego damit zu stärken. 

Nun habe ich mich die letzten 12 Monate heiß gemacht, dass ich unbedingt meine Erleuchtung vorantreiben muss um diesen Planeten noch zu retten. Von außen kam zusätzlicher Druck da fast jeder plötzlich vom Schicksalsjahr 2012 spricht. Also habe ich nur noch 1-2 Jahre Zeit! Mentaler Druck hilft bestimmt um einen völlig entspannten Zustand zu erreichen. Da hat sich mein Ego mal wieder eine schöne Nische ausgedacht. Also für die Rettung der Erde tue ich das alles wohl nicht. Mit der Erleuchtung geht es in erster Linie um mich selbst. Meine Motivation sie zu erreichen ist durch und durch von meinem Selbst getrieben. Wie ich derartig motiviert einen selbstlosen Zustand erreichen soll ist mir immer noch ein Rätsel! :)




Anerkennung oder Bestätigung

In meinem letzten Post hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung habe. Heute möchte ich dieser Tendenz ein wenig auf den Grund gehen. Wenn ich mein Denken beobachte fällt mir immer wieder auf wie sehr ich darüber nachdenke was andere Leute wohl von mir denken. Dies ist eines meines hartnäckigsten Themen. Es ist eine Eigenschaft die mich an mir selbst am meisten ankotzt und mit der ich die größten Schwierigkeiten habe sie einfach zu akzeptieren. Ich glaube sie nervt mich deshalb so sehr weil ich immer wieder merke wie viele Entscheidungen ich treffe oder nicht treffe weil ich überlege wie andere wohl darüber denken. Ich habe 2 Studiengänge angefangen und abgebrochen weil ich alle möglichen Leute beeindrucken wollte. Ich habe ständig das Gefühl besondere Dinge tun oder sagen zu müssen um irgendwelchen Menschen zu gefallen. Eine Motivation dieses Blogs ist es auch von anderen zu hören "Wow, was für heftige Gedankengänge du hast und wie ehrlich du bist".

Zunächst einmal ist es glaube ich ganz hilfreich mir bewusst zu machen wie das mit der Bestätigung eigentlich vonstatten geht. In meinem alltäglichen Leben bekomme ich hin und wieder Bestätigung von anderen Leuten. Meine Freundin sagt mir was für ein toller Kerl ich bin, ein Freund lacht sich über meine Witze schlapp und bestätigt mir damit wie lustig ich bin oder ein Gesprächspartner erwähnt wie inspirierend es ist sich mit mir über spirituelle Themen zu unterhalten. Das alles höre ich sehr gerne. Doch es reicht mir nicht! Was tue ich in meiner Not? Ich erschaffe mir selbst meine Bestätigung. Ich stelle mir gedanklich Personen vor (reale oder fiktive) und lasse sie zu mir oder über mich sprechen. Beispielsweise stelle ich mir vor wie meine Freundin mit einer anderen Freundin über mich redet und ihr erzählt, dass ich der außergewöhnlichste Mann bin den sie je kennengelernt hat, dass kein Typ sie je so geil gefickt hat und dass sie sich nur noch an mich denken kann. Oder ich stelle mir ein hübsches Mädel vor, dass über mich denkt: "Wow was für ein geiler Kerl, er sieht so interessant aus und er bringt mich so krass zum lachen außerdem hat er einfach ein unglaubliches Selbstvertrauen. Schade, dass er schon eine Freundin hat aber ich werde trotzdem mal versuchen ihn rumzukriegen." Oder ich stelle mir dich vor (der diesen Post gerade liest). Stell mir vor wie du gerade dasitzt und denkst: "Der Typ hat es echt drauf, ich würde mich nie trauen solche Sachen so direkt preiszugeben und ins Internet zu stellen. Ich hab noch nie etwas vergleichbares gelesen. Der Kerl ist ab jetzt mein persönlicher Hero". Leider funktioniert dieses Gedankenkino auch anders herum. Beispielsweise stelle ich mir deinen inneren Monolog wenn du das hier liest auch so vor: "Der Kerl kann nicht einmal richtig Kommasetzung, dieses selbstmitleidige kleine Würstchen tut alles um irgendwie Aufmerksamkeit zu erregen. Ich werde ihn mal anschreiben und mir seine Adresse holen um ihm richtig eins aufs Maul zu schlagen solche Leute mit ihrer Geltungssucht kotzen mich einfach nur an". Die Umgestaltung der anderen inneren Monologe erspare ich mir an dieser Stelle.

Also, solche gedanklichen Filme spielen sich den ganzen Tag in meinem Kopf ab. Jede Situation die neu auftritt jede Person die ich neu kennenlerne wird in diesen Film integriert. Jetzt ist die Frage warum mache ich das? Wozu dieser ständige mentale Aufwand? Ich glaube dahinter steht einfach der Wunsch jemand Besonderes zu sein. Dieser Wunsch ist glaube ich das zentrale Motiv all meiner Gedankengänge. In welche Richtung diese Besonderheit geht ist dabei nicht so wichtig. Ich kann jemand sein dem alles gelingt oder der nichts auf die Reihe kriegt. Ich kann jemand sein den jeder liebt oder den keiner mag. Ich kann der intelligenteste Mensch dieser Erde sein oder das letzte Dummbrot. Hauptsache ich bin in irgendeine Richtung besonders. Es ist ein gutes Gefühl jemand Besonderes zu sein. Aber hinter diesem guten Gefühl steht immer die Angst. Die Angst, dass ich ein Niemand bin. Die Angst der Tatsache ins Auge zu blicken, dass an mir nichts Besonderes ist. Sicherlich bin ich einmalig. Aber von meiner Sorte laufen 7 Milliarden andere Exemplare auf diesem Planeten herum die alle ähnlich denken wie ich. Die alle denken sie hätten ein einmaliges Schicksal, ganz besondere Probleme und so toll oder so schlecht wie sie ist kein anderer. Dieses Bedürfnis jemand Besonderes zu sein durchzieht mein gesamtes Leben und steht hinter all meinen Handlungen. Könnte ich damit leben niemand besonderes zu sein?


Samstag, 14. August 2010

Radical honesty

Eines der Bücher das meinen Werdegang am stärksten geprägt hat ist das Buch "Radikale Ehrlichkeit (Radical Honesty)" von Brad Blanton. Wie der Titel schon andeutet propagiert Blanton eine radikale Form mit der Wahrheit umzugehen. Er sagt je ehrlicher und direkter wir sagen was sich wirklich in unserem Kopf abspielt umso freier sind wir. Die Wahrheit zu sagen befreit uns sozusagen von den selbst gebauten Gefängnissen.

Dieses Prinzip der radikalen Ehrlichkeit ist eines der zentralen Leitmotive meiner spirituellen Suche. Die Wahrheit über das zu sagen was man wirklich denkt erfordert eine Menge Mut. Oft ist es in der Situation bequemer oder effektiver seine wahren Gedanken, Motivationen oder Ziele zu verbergen oder zu verschleiern. Ich glaube, dass das Prinzip der radikalen Ehrlichkeit, insbesondere zu sich selbst, zu einer Beschleunigung des spirituellen Erwachens führen kann. Wenn ich meine geheimen Ansichten und Perspektiven auf die Welt objektiviere also darüber rede, sie niederschreibe oder einfach blogge wird mir vielleicht auch ein bisschen bewusst wie unvollkommen diese Ansichten sind. Das Selbst lebt von der Dunkelheit, davon dass es im Schatten agieren kann. Wenn es vollständig ans Licht geholt wird mag es sich vielleicht nicht gleich auflösen es kann sich aber nicht mehr so ungeniert ausbreiten.

Gerade dieser Blog soll mir dabei helfen diese radikale Ehrlichkeit zu betreiben. Es ist eine Sache Dinge in sein Tagebuch zu schreiben wo sie keiner lesen wird aber eine ganz andere sie dorthin zu schreiben wo sie vielleicht von anderen gesehen werden. So muss ich dann auch ehrlich mit meinen Motiven umgehen die mich dazu bringen diesen Blog zu schreiben.

Ich bin heute schon unzählige Male auf meinem Blog gewesen und habe geguckt wie viele Leute ihn schon gelesen habe. Gestern und heute war dieser Blog das zentrale Thema meiner Gedankengänge. Ich bin bereits ein wenig enttäuscht da ich insgeheim gehofft hatte, dass dieser Blog einschlägt wie eine Bombe. In meinen Tagträumen habe ich schon 100.000 Follower gesehen die jeden meiner Einträge akribisch verfolgen. Ich habe viel überlegt wie ich diesen Blog möglichst stark promoten kann. Ich habe mich schon in 2 Foren verewigt und die Anzahl der Aufrufe künstlich per F5 Klick hochgetrieben um mehr Aufmerksamkeit für meinen Blog zu generieren. Ich habe das Bedürfnis mit diesem Blog massiv Aufmerksamkeit zu generieren und von möglichst vielen Leuten zu hören was für krasse Gedankengänge ich habe und wie toll sie es finden was ich für kluge Sachen aufschreibe. Von diesem Bedürfnis ist natürlich auch der vorliegende Blogeintrag nicht frei. Ich stelle mir gerade vor wie du das hier liest und denkst boah so ehrlich muss man erstmal sein > cooler Typ > den Blog abonniere ich mal lieber schnell bevor er entmutigt wird und aufhört zu schreiben! Meine größte Angst ist eigentlich mit diesem Blog nicht wahrgenommen zu werden. Kritik und Stänkereien würden mich wahrscheinlich eher freuen aber der Gedanke, dass niemand das Zeug hier liest und es niemanden wirklich interessiert beunruhigt mich schon immens.

So heißt das jetzt, dass ich in Depressionen und Selbstmitleid verfalle und mir sage wie schlecht das doch ist, dass ich so geil auf Aufmerksamkeit bin? Ein bisschen ist die Tendenz natürlich da. Aber wenn ich jetzt anfange mir zu sagen hm ne so darf ich aber nicht sein schaffe ich es vielleicht für einige Zeit das Problem zu verschieben aber dann sucht sich meine Geltungssucht ein anderes Ventil. Ich denke es ist sehr wichtig sich selbst in die Augen zu schauen und sich klar zu machen wie man wirklich ist. Nur weil man sie leugnet und bekämpft gehen diese Eigenschaften nicht weg. So jetzt habe ich es Mal in die Welt hinausgetragen. Vielleicht verhilft das ja meinem Blog zu mehr Aufmerksamkeit ;)

Spirituelle Arroganz

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, dass mich stark beschäftigt. Je mehr ich mich auf den spirituellen Pfad einlasse umso stärker bildet sich auch mein spirituelles Ego. Einerseits ist das sehr angenehm. Ich spaziere mittlerweile durch diese Welt ohne die ständigen Minderwertigkeitskomplexe. Ich bin zufrieden mit mir und fühle mich wohl in meiner Haut. Andererseits entwickle ich auch eine starke Tendenz andere Menschen abzuwerten. Ziel dieser ganzen spirituellen Suche soll es ja eigentlich sein einen selbstlosen Zustand zu erreichen. Ich muss also früher oder später dieses Problem adressieren. Ich glaube, dass diese Überheblichkeit anderen Menschen gegenüber, besonders wenn es um spirituelle Themen geht eines meiner größten Hindernisse ist. Ich erwische mich oft dabei wie ich in Gesprächen mit anderen Menschen eigentlich gar nicht besonders an deren Ansichten oder Einsichten interessiert bin. Meistens geht es mir nur darum meinen Senf und meine Weisheit loszuwerden. Meistens höre ich den anderen nicht wirklich zu. Ich lasse ihn einfach reden und warte auf eine Pause in der ich geschickt das loswerden kann was ich loswerden möchte. Es kann vorkommen, dass ich 2 Minuten vorher plane was ich gleich sagen werde und bis dahin den Monolog des Gesprächspartners über mich ergehen lasse. Ich spüre dann eine Anspannung. Ich kann es kaum abwarten bis der andere endlich seinen Stuss beendet hat und ich loslegen kann. Ich höre mich was diese Themen angeht sehr gerne reden. Grundsätzlich sehe ich mich in solchen Gesprächen immer in der Position des Lehrers, der dem Anderen etwas beibringen muss. Es fällt mir sehr schwer Tipps und Anregungen von anderen Menschen anzunehmen. Wenn jemand etwas sagt, was mir in dem Moment einen kleinen Geistesblitz beschert quittiere ich das meistens mit der Aussage, dass mir das auch schon lange aufgefallen ist und ich das ganz genau weiß. Ich lerne ganz ungern von anderen Menschen. Noch weniger gerne gebe ich zu, dass ich etwas von ihnen gelernt habe. Der Gedanke etwas von jemandem zu lernen den ich für spirituell unerfahrener oder gar unbewusst halte widerstrebt mir völlig. Ist spirituelle Arroganz abgesehen davon, dass sie mich an der Erleuchtung hindert ein grundsätzliches Problem? Je mehr ich darüber nachdenke umso mehr fallen mir Beispiele aus der Geschichte ein, in denen Menschen anderen Menschen Grausamkeiten angetan haben weil sie sie für spirituell oder religiös unzulänglich erachtet haben. Das Label, dass man selbst höher und besser ist als jemand anderes scheint die entsetzlichsten Barbareien und Gemetzel zu rechtfertigen. Ob das Hexenverbrennungen, Völkermorde oder andere Grausamkeiten sind das Grundübel ist, dass sich eine Person oder schlimmer noch eine Gruppe von Menschen einbildet aufgrund irgendeiner Tatsache anderen Menschen oder Gruppen überlegen zu sein. 

Ich denke, dass auch mein Bedürfnis erleuchtet zu sein von dem Wunsch getrieben ist jemand Besonderes zu sein. Ich stelle mir oft vor wie es wohl ist dann endlich erleuchtet zu sein. Wie ich durch die Strassen ziehe und Menschen spontan zur Erleuchtung verhelfe. Wie ich mich hocharbeite und ziemlich schnell die Regierungsgeschäfte in Deutschland übernehme. Anschließend löse ich alle großen Menschheitsprobleme und verhelfe dem Planeten zu einem neuen Erwachen. Jaja diese Tagträume. Ist schon witzig wenn man es dann mal wirklich geschrieben sieht. Das Paradoxe ist aber, dass ich einen selbstlosen Zustand anstrebe aber mich Selbst darin noch vorhanden sehen möchte. Man könnte also sagen die Erleuchtung ist für mich das höchste Ziel der Selbstverwirklichung. 

Andererseits erzeugt mein Wunsch nicht mehr überheblich und arrogant zu sein einen Konflikt in mir. Ich habe wenn ich mich bei Tagträumen oder überheblichen Gedanken erwische oft den Gedanken: "so darf ich aber nicht denken" oder "es ist falsch so zu denken". Dieser Gedanke erzeugt aber auch einen Konflikt. Einerseits bin ich arrogant andererseits sage ich mir ich darf nicht arrogant sein. Vielleicht gelingt es mir ja so meine Arroganz zu unterdrücken. Aber erleuchtet bin ich dann noch immer nicht. Schließlich ist ja auch die Stimme die sagt, dass ich nicht so sein darf von meinem Selbst als Gedanke generiert. Ich baue einfach nur eine neue Trennung zwischen meinem arroganten Ich und meinem zensierendem Ich auf. Erleuchtung ist aber ein Zustand in dem es keine inneren Trennungen mehr geben darf. 

Wo ist der Ausweg?

Freitag, 13. August 2010

Das Tagebuch beginnt

Heute ist es soweit. Ich werde meinen eigenen spirituellen Blog starten. Über meine Motive für diesen Schritt bin ich mir selbst noch nicht so ganz im klaren. Einerseits hoffe ich, dass ihn möglichst viele Leute lesen damit ich mich in meinem Ruhm sonnen kann. Ein großer Anteil Geltungssucht ist also durchaus dabei. Andererseits ist das auch eine Möglichkeit für mich mit anderen Menschen zu connecten.