Sonntag, 15. August 2010

Anerkennung oder Bestätigung

In meinem letzten Post hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung habe. Heute möchte ich dieser Tendenz ein wenig auf den Grund gehen. Wenn ich mein Denken beobachte fällt mir immer wieder auf wie sehr ich darüber nachdenke was andere Leute wohl von mir denken. Dies ist eines meines hartnäckigsten Themen. Es ist eine Eigenschaft die mich an mir selbst am meisten ankotzt und mit der ich die größten Schwierigkeiten habe sie einfach zu akzeptieren. Ich glaube sie nervt mich deshalb so sehr weil ich immer wieder merke wie viele Entscheidungen ich treffe oder nicht treffe weil ich überlege wie andere wohl darüber denken. Ich habe 2 Studiengänge angefangen und abgebrochen weil ich alle möglichen Leute beeindrucken wollte. Ich habe ständig das Gefühl besondere Dinge tun oder sagen zu müssen um irgendwelchen Menschen zu gefallen. Eine Motivation dieses Blogs ist es auch von anderen zu hören "Wow, was für heftige Gedankengänge du hast und wie ehrlich du bist".

Zunächst einmal ist es glaube ich ganz hilfreich mir bewusst zu machen wie das mit der Bestätigung eigentlich vonstatten geht. In meinem alltäglichen Leben bekomme ich hin und wieder Bestätigung von anderen Leuten. Meine Freundin sagt mir was für ein toller Kerl ich bin, ein Freund lacht sich über meine Witze schlapp und bestätigt mir damit wie lustig ich bin oder ein Gesprächspartner erwähnt wie inspirierend es ist sich mit mir über spirituelle Themen zu unterhalten. Das alles höre ich sehr gerne. Doch es reicht mir nicht! Was tue ich in meiner Not? Ich erschaffe mir selbst meine Bestätigung. Ich stelle mir gedanklich Personen vor (reale oder fiktive) und lasse sie zu mir oder über mich sprechen. Beispielsweise stelle ich mir vor wie meine Freundin mit einer anderen Freundin über mich redet und ihr erzählt, dass ich der außergewöhnlichste Mann bin den sie je kennengelernt hat, dass kein Typ sie je so geil gefickt hat und dass sie sich nur noch an mich denken kann. Oder ich stelle mir ein hübsches Mädel vor, dass über mich denkt: "Wow was für ein geiler Kerl, er sieht so interessant aus und er bringt mich so krass zum lachen außerdem hat er einfach ein unglaubliches Selbstvertrauen. Schade, dass er schon eine Freundin hat aber ich werde trotzdem mal versuchen ihn rumzukriegen." Oder ich stelle mir dich vor (der diesen Post gerade liest). Stell mir vor wie du gerade dasitzt und denkst: "Der Typ hat es echt drauf, ich würde mich nie trauen solche Sachen so direkt preiszugeben und ins Internet zu stellen. Ich hab noch nie etwas vergleichbares gelesen. Der Kerl ist ab jetzt mein persönlicher Hero". Leider funktioniert dieses Gedankenkino auch anders herum. Beispielsweise stelle ich mir deinen inneren Monolog wenn du das hier liest auch so vor: "Der Kerl kann nicht einmal richtig Kommasetzung, dieses selbstmitleidige kleine Würstchen tut alles um irgendwie Aufmerksamkeit zu erregen. Ich werde ihn mal anschreiben und mir seine Adresse holen um ihm richtig eins aufs Maul zu schlagen solche Leute mit ihrer Geltungssucht kotzen mich einfach nur an". Die Umgestaltung der anderen inneren Monologe erspare ich mir an dieser Stelle.

Also, solche gedanklichen Filme spielen sich den ganzen Tag in meinem Kopf ab. Jede Situation die neu auftritt jede Person die ich neu kennenlerne wird in diesen Film integriert. Jetzt ist die Frage warum mache ich das? Wozu dieser ständige mentale Aufwand? Ich glaube dahinter steht einfach der Wunsch jemand Besonderes zu sein. Dieser Wunsch ist glaube ich das zentrale Motiv all meiner Gedankengänge. In welche Richtung diese Besonderheit geht ist dabei nicht so wichtig. Ich kann jemand sein dem alles gelingt oder der nichts auf die Reihe kriegt. Ich kann jemand sein den jeder liebt oder den keiner mag. Ich kann der intelligenteste Mensch dieser Erde sein oder das letzte Dummbrot. Hauptsache ich bin in irgendeine Richtung besonders. Es ist ein gutes Gefühl jemand Besonderes zu sein. Aber hinter diesem guten Gefühl steht immer die Angst. Die Angst, dass ich ein Niemand bin. Die Angst der Tatsache ins Auge zu blicken, dass an mir nichts Besonderes ist. Sicherlich bin ich einmalig. Aber von meiner Sorte laufen 7 Milliarden andere Exemplare auf diesem Planeten herum die alle ähnlich denken wie ich. Die alle denken sie hätten ein einmaliges Schicksal, ganz besondere Probleme und so toll oder so schlecht wie sie ist kein anderer. Dieses Bedürfnis jemand Besonderes zu sein durchzieht mein gesamtes Leben und steht hinter all meinen Handlungen. Könnte ich damit leben niemand besonderes zu sein?


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