Es gibt Wissenschaftler die behaupten die Grundlage all unserer Motivationen wäre der Geschlechtstrieb. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich diese Behauptung weitestgehend bestätigen. Zu mindestens ist es immer ein wichtiger Faktor bei meinen Entscheidungen gewesen. Ob es um meine Hobbys, meine Kleidung oder meine Karriere ging immer schielte ich auch ein bisschen darauf was wohl die hübschen Frauen darüber denken. Auch heute kann ich beobachten wie sich mein Verhalten schlagartig ändert wenn ein Mädel in der Gegend ist, dass mir gefällt. Sicherlich bin ich ein wenig versierter geworden und weiß, dass ich einfach Humor und Selbstbewusstsein demonstrieren muss. Aber auch dem liegt das Bedürfnis die Frauen zu beeindrucken zu Grunde.
Ich hatte eine lange Phase in der ich mich für Frauen praktisch unnahbar gemacht habe. Ich dachte Frauen wollen einen Mann der dominant und distanziert ist. Ich ließ keine Gelegenheit aus meine Unabhängigkeit zu demonstrieren und zu zeigen, dass ich sie nicht brauchte. Insgeheim stellte ich mir dann immer vor wie sie schmachtend in ihrem Bett liegt und sich nach mir sehnt. In meinem Kopf liefen dann Filme ab in denen sie sich bei ihrer Freundin über mich ausheult und ihr erklärt was für ein krasser Typ ich doch aber, dass sie mich leider nicht haben kann. Ich wollte das Frauen mich brauchen ich wollte, dass sie von mir abhängig sind. Aber in Wahrheit habe ich sie gebraucht.
Ich dachte immer ich wäre einfach Trieb gesteuert. Das mein Bedürfnis Sex zu haben das alles hervorruft. Aber im nachhinein glaube ich, dass mir der Sex gar nicht so wichtig war. Viel wichtiger war mir mein Ego. Ich wollte einfach jemand sein, der alle Frauen klar macht und den Frauen bewundern. So habe ich Frauen dann auch als Objekte gesehen. Vielleicht nicht unbedingt als Spermaentsorgung aber sicherlich als Egoaufwerter. Es ist schon ein geiles Gefühl in eine Disco zu gehen und ein heißes Girl zu verführen. Die nächsten paar Tage ist man mit sich zufrieden denn man muss ja schon ein ziemlich geiler Hengst sein wenn so eine Schnitte auf einen abfährt. Aber wie mit allen externen Stimulatien lässt die Wirkung irgendwann nach und das Ego braucht Nachschub. So macht man sich abhängig.
Die gleiche Problematik trifft mich in meiner Beziehung. Ich frage mich wie viel von meiner Liebe zu meiner Freundin egoistisch motiviert ist. Klar will ich, das es ihr gut geht und dass sie glücklich ist aber ich will der Grund dafür sein. Wenn sie zu mir kommen würde und mir erklären würde, dass sie jemanden gefunden hat mit dem sie glücklicher ist als mit mir würde ich mich dann für sie freuen? Natürlich nicht! Ich würde wahrscheinlich anfangen sie zu beschimpfen und meine Liebe würde in Hass umschlagen. Ihr Glück ist mir also nur mittelbar wichtig. Es soll durch mich hervorgerufen sein damit ich mir sagen kann was für ein toller Kerl ich doch bin.
Gibt es Liebe wirklich? Oder ist das alles nur gut kaschierte Selbstsucht? An dem Punkt an dem ich momentan bin muss ich leider sagen, dass Selbstsucht zu mindestens den überwiegenden Anteil ausmacht. In erster Linie ist es mir wichtig wie es mir selbst geht. Andere Menschen interessieren mich nur in Relation zu mir selbst. Wenn in Pakistan gerade 800.000 Menschen absaufen ist mir das ziemlich egal. Aber wenn die Freundin eines Freundes vergewaltigt wird bereitet mir das schlaflose Nächte. Wie sagte Stalin so schön: "Ein Toter ist eine Tragödie ein Million Tote sind eine Statistik". Ist das nun gut oder schlecht? Nun es ist einfach so. Wichtig ist, dass ich der Tatsache ins Auge blicke und einfach ehrlich bin was das angeht. Denn wenn ich so tue als wäre ich besser als ich wirklich bin belüge ich mich nur selbst und kann niemals an meinen wahren Kern gelangen.
Ich bin mittlerweile überzeugt, dass es echte Liebe gibt. Ich glaube auch, dass ich es geschafft habe einen Funken davon in mein Leben zu übertragen. Solange mein Ego regiert kann es keine wahre Liebe geben, nur Selbstsucht. Aber je mehr ich mich mit meinen Egostrukturen auseinandersetze umso mehr habe ich das Gefühl, dass sie sich auflösen und etwas anderes freigeben. So komme ich langsam an einen Punkt an dem ich Frauen nicht mehr für mein Ego brauche. An dem ich anderen Menschen nicht helfe um mich selbst zu profilieren. Aber dieser Weg ist noch lange nicht abgeschlossen.
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