Montag, 30. August 2010

Angst

Da ich jetzt meine Erfahrungen mit der Webcam gemacht habe werde ich mich in erster Linie auf dieses Medium konzentrieren. Einerseits dürfte es für den ein oder anderen "Verfolger" einfach bequemer sein sich berieseln zu lassen andererseits stellt ein Video mehr Kommunikationskanäle zur Verfügung. Dennoch möchte ich nicht gänzlich darauf verzichten auch Sachen aufzuschreiben, da man hier wesentlich strukturierter arbeiten kann und es wesentlich leichter fällt im Nachhinein zu korrigieren.

"Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er das Haupt hinlege. (Jesus)" Dem Menschen fehlt etwas was keinem anderem Tier auf dieser Erde zu fehlen scheint, Sicherheit. Sicherlich hat ein Hund Dinge vor denen er sich fürchtet und vor denen er davon eilen wird aber man hat doch selten den Eindruck, dass selbigen viele Sorgen um seine Zukunft quälen. Man fragt sich wie es ein Tier überhaupt aushält in dieser unsicheren Welt. Im Vergleich zum Menschen ist es den Launen der Natur doch quasi schutzlos ausgeliefert. Der Mensch ist aber derjenige, der ständig versichert sein will. Es reicht ihm nicht jetzt sicher zu sein. Er will auch morgen und übermorgen satt werden. Seine Rente soll auch in 30 Jahren noch stabil sein. Selbst nach dem Tod macht er nicht halt. Auch hier erwartet er Sicherheit in Form einer höheren Wiedergeburt oder eines Platzes im Himmel. Für Letzteres würde er alles tun (sogar gut sein).

Der Mensch hat die Fähigkeit sich gedanklich in die Zukunft und in die Vergangenheit zu versetzen. Er kann aus bereits Erlebtem Schlussfolgerungen darauf ziehen was in der Zukunft passieren wird. Selbige Fähigkeit haben natürlich auch Tiere bis zu einem gewissen Grad aber sicherlich nicht in diesem Ausmaße. Es scheint aber so als würde eben diese Fähigkeit zum größten Feind des Menschen werden. Sie zwingen ihn in einem ständigen Zustand der Angst vor dem was passieren könnte zu leben.
 
Wenn ich meine Gedanken beobachte stelle ich fest wie groß der Anteil der Gedanken ist in denen ich mich um irgendetwas sorge. Meine größte Sorge gilt dem was andere Menschen von mir denken. Ich scheine dem was andere Menschen über mich denken eine unglaubliche Bedeutung beizumessen. evolutionstechnisch ist das natürlich leicht zu erklären. Vor 100.000 Jahren war es tödlich von der Gruppe in der man lebte nicht mehr anerkannt und folgerichtig ausgestoßen zu werden. Heutzutage schicken wir sicherlich niemanden mehr in die Wüste damit die Wölfe ihn holen können. Dennoch wer zu krass gegen die gesellschaftlichen Regeln verstößt kommt ins Gefängnis was ja auch einem Ausschluss aus der Gesellschaft entspricht. Wesentlich subtilere Formen sind Ausgrenzung und die Verweigerung von Anerkennung. Man wird angefeindet schlimmstenfalls ignoriert. Man ist gesellschaftlich tot.

Letztendlich ist meine Angst vor dem Urteil anderer die Angst vor der gesellschaftlichen Vernichtung. Wenn ich nun eine Entscheidung treffe die sich gegen die Marschrichtung der Gesellschaft richtet werde ich folglich mit Todesangst konfrontiert. Um also dieser Angst zu entkommen werde ich konform und richte meine Entscheidungen an den Idealen unserer Gesellschaft aus. Ich gehe arbeiten, konsumiere immer ein bisschen mehr als letztes Jahr und beteilige mich am kollektiven Sorgenspiel. Oder lebe ich nun erst recht in der Sorge meine gesellschaftliche Sicherheit wieder zu verlieren?Ich denke diese Frage beantwortet sich von alleine.

Es scheint als könnte man der Angst nicht entkommen. Man versucht es ihr recht zu machen und jede Entscheidung zu vermeiden die ihr nicht genehm ist. Doch sie wird nicht schwächer. Sie mag sich eine Zeit lang hinter ihren gewonnen Sicherheiten ausruhen aber wehe wenn diese gefährdet sind. Und in diesem Universum wird jede Sicherheit irgendwann gefährdet sein. Spätestens durch den Tod.

Da man ihr nicht ausweichen kann wäre es daher vielleicht ratsamer sich mit seiner Angst anzufreunden. Für mich bedeutet das zunächst einmal anzuerkennen, dass sie da ist. Angst ist auch nur ein Gefühl mit dem mein Körper ziemlich gut klarkommen kann. Und wie sagte es Roosevelt so schön: "Wir haben nichts zu fürchten außer der Furcht selbst." So ist es denn eine meiner größten Herausforderungen auf dieser spirituellen Suche mich mit meiner eigenen Angst auseinanderzusetzen und Frieden mit ihr zu schließen. Sodass sie aufhören kann im Dunkeln mein Leben zu dirigieren.

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