Vor einiger Zeit bin ich über das Treiben einer Plattform namens Wikileaks.com gestoßen. "Diese Menschen gefährden das Leben unserer Soldaten, unserer Ziele und unsere Integrität." Mit welchen fiesem Mittel bekämpfen uns diese Menschen? Ganz einfach mit der Wahrheit. Denn die Wahrheit ist unser Feind. Sie veröffentlichen als geheim eingestufte Protokolle des Krieges in Afghanistan und im Irak. Sie konfrontieren uns mit einer Wirklichkeit die wir in unserem Glauben vom "sauberen Krieg" verdrängt haben. Die Wahrheit ist: Wir führen Krieg. Und wie in jedem Krieg ist das erste Opfer die Wahrheit geworden. Was dort wirklich passiert muss vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden.
Gestern Abend habe ich das Sophokles Werk "Ödipus" im Theater gesehen. Ödipus Beziehung zur Wahrheit ist sehr interessant in diesem Kontext. Tief unterbewußt ahnt er, dass er selbst der Mörder ist den er verzweifelt sucht. Es mehren sich die Zeichen. Die Wahrheit rückt immer näher. Je näher Ödipus ihr kommt umso verzweifelter heftet er sich an jede noch so kleine Sicherheit. Aber er ahnt, wo es hinführen muss. In dieser Rolle steckt unsere zivilisierte Gesellschaft. Wir ahnen wir sehen das Chaos und die Brutalität mit der wir diesen Planeten überziehen. Wir führen Krieg gegen diesen Planeten. Es ist als hätten wir einen Schwur geleistet. Den Schwur diesen Planeten für ein paar Tausend Jahre auf das gründlichste auszuplündern. Unser Lebensmodell steht im krassem Konflikt mit den Möglichkeiten die dieses Paradies zu bieten hat. Wir sehen es und konsumieren weiter. Beklagen die Aktienkurse und die Arbeitslosenzahlen. Bejubeln das wieder ansteigende Bruttosozialprodukt. Hoffentlich sinds im nächsten Jahr noch mehr Prozentpunkte zuwachs. Wir müssen wachsen immer weiter scheinen wir zu schreien. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie ein Parasit. Was wir nicht verstehen: Wir sind diese Erde. Wir sind keine fremden Bewohner die hier mal Urlaub machen. Wir sind auf diesem Planeten über Milliarden Jahre der Evolution geformt worden. Zusammengesetzt aus den Stoffen diesen Planeten. Angetrieben von der gleichen Kraft. Aus der Erde wurden wir geboren. Ernähren uns von ihrer Brust und werden einestages wieder eins mit ihr sein. Aber das haben wir vergessen bzw. verdrängt. Wir nehmen uns als Individuen wahr. Als ich als eine Person, ein gedankliches Konstrukt mit einer Vergangenheit und einer Zukunft. Was wir der Erde antun tun wir uns selbst an. Was wir den anderen fühlenden Wesen auf diesem Planeten antun tun wir uns selbst an. Wir sind kein separates Wesen wir sind teil einer unglaublichen gigantischen Bewegung. Nur das haben wir vergessen.
Wir leben in einer Lüge. Wir leben in der Lüge, dass wir die Guten sind. Das unsere Krieg gerecht und menschlich sind. Aber das ist Krieg nicht. Krieg ist nicht gerecht. Er ist vielleicht menschlichen Ursprungs aber er kann nicht human sein. Der Krieg ist das Brutalste was man sich vorstellen kann. Es sterben immer Menschen. Und diese Tode sind kein "entschlafen" es sind brutale schmerzhafte qualvolle Tode. Okay wir töten ja nur Terroristen. Taliban nennen wir sie. Oder Al Qaida im Irak. Sind ja keine Menschen sind ja nur Terroristen. Woran erkennt man nen Terroristen? Woher weiß man, dass wenn man ein paar Raketen in irgendein Wohnhaus irgendwo in Afghanistan jagt, die Toten keine unschuldige Familie waren sondern die bösen Terroristen? Man weiß es nicht. Man tut so. Und muss man es doch einmal anders eingestehen war es halt Kollateralschaden. Nebenbeischaden halt. Nur seltsam, dass der Nebenbeischaden den größten Teil des Kriegsopfer ausmacht. Wie Ödipus kennen wir die Wahrheit eigentlich. Wir wissen, dass die Bilder die wir vom Krieg sehen zensiert sind. Wir wissen, dass man uns belügt. Wir wollen die Wahrheit nicht kennen. Sonst hätten wir diesen Betrug nie zugelassen. Das Problem sind nicht die Medien. Das Problem sind wir. Wir wollen nicht wissen wie es wirklich ist. Wir wollen Krieg light. Das Gefährlichste für unsere moralische Fäule ist die Wahrheit. Und wir können ihr nicht mehr lange entkommen...
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