Freitag, 20. August 2010

ich bin besser

Gestern Abend habe ich mir eine Sendung angeschaut deren zentrales Anliegen es war mir das süße Leben von Menschen die im Überfluss leben zu veranschaulichen. Die weibliche Kommentatorin war mehr oder weniger die ganze Zeit damit beschäftigt mir zu erklären wie unglaublich reich diese Menschen sind und wie verschwenderisch sie leben können. Aussagen wie "Ferdinand ist ein Mensch der sich ein Hotelzimmer für 25.000€ die Nacht leistet kann" oder "Ferdinand liebt es in einem seiner 13 Ferraris flotte Bikinischönheiten zu beeindrucken" reihten sich schier endlos aneinander. Der offensichtliche Zweck dieser Sendung war es dem Zuschauer ein Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber den portraitierten Dandys zu vermitteln und so Neid zu schüren um Quote zu machen. Das Interessanteste an dieser "Dokumentation" war für mich persönlich meine eigene Reaktion. Zunächst einmal belustigte mich die Aufmachung der Sendung und die offensichtliche Manipulation die hier stattfand. Dann merkte ich aber doch wie ich anfing über das Leben dieser Leute in Beziehung zu meinem Leben nachzudenken. Ich fing an mir zu erklären warum ich nicht neidisch auf diese Leute bin. Ich konzentrierte mich darauf herauszufinden warum diese Leute trotz ihres Luxuslebens nicht glücklich sein können. Warum auch sie unter ihrem Luxus leiden und eher unglücklich sind. Der Gedanke, dass diese Leute glücklicher sein könnten als ich widerstrebte mir total. Akribisch suchte ich nach Anzeichen dafür, dass in diesem Schlaraffenland doch nicht alles so rosig ist. Aber natürlich wurde derartiges nicht gezeigt. Mit zusehender Dauer der Sendung ging ich mental zu moralischen Verurteilungen dieser Leute über. Ich regte mich innerlich darüber auf, dass in der Werbepause zu Spenden für Pakistan aufgerufen wurde während danach wieder genüsslich demonstriert wurde wie 1000€ teurer Champagner verschüttet wurde. Es dauerte nicht lange da übertrug sich meine Ablehnung des Lebensstils dieser Menschen auf die dargestellten Personen selbst. Ich fing an die Reichen und Schönen zu hassen.

Die Sendung habe ich bis zum Ende geguckt, ich wollte einfach nicht aufhören. Danach fragte ich mich was gerade wirklich geschehen war. Ich glaube der Input der Sendung hat mich mental in eine Art Wettbewerbssituation gebracht. Das diese Menschen mir materiell bzw. finanziell überlegen waren daran bestand kein Zweifel. Ich versuchte also zunächst auf die spirituelle Ebene auszuweichen. Die können niemals so glücklich sein wie ein Buddha. Natürlich ging es mir nicht um den Buddha sondern darum ob sie glücklicher sind als ich. Da auch diese Hoffnung durch ihre zufriedenen Gesichter zusehends ins Wanken geriet. wich ich auf die moralische Ebene aus. "Diese Menschen dürften nicht so leben, sie bereichern sich auf Kosten ihrer Mitmenschen und auf Kosten der Natur und zerstören mit ihren Exzessen unser aller Existenz". Schlussendlich hatte ich es geschafft meine Überlegenheit zu konstruieren wenn auch nur im moralischen Bereich. Zu mindestens war ich wieder ein Stück besser als diese Menschen. 

Warum bin ich so stark damit beschäftigt mich mit anderen Menschen zu vergleichen? Warum fällt es mir so schwer anderen Menschen ihr Glück zu gönnen? Warum versuche ich ständig (zu mindestens mental) anderen Menschen ihre Erfolge madig zu machen? Diese Dynamiken beschränken sich ja nicht nur auf Sendungen in denen verschwenderische Millionäre vorgeführt werden. Bei jedem der offensichtlich mehr Geld oder einen höheren gesellschaftlichen Status als ich hat fangen diese Prozesse an. Ich gönne es anderen Männern, selbst Freunden nicht sich ein hübsches Mädel klar zu machen. Ich fange dann immer sofort an deren Beziehung mit meiner zu vergleichen und suche nach Gründen warum meine besser ist und das mit den beiden langfristig nichts werden wird ("Die sind ja so unbewusst, und anhaftend"). Ich freue mich innerlich immer ein bisschen wenn Beziehungen von anderen auseinander gehen. Es ärgert mich auch wenn ich andere Menschen lachen höre wenn ich nicht daran beteiligt bin. Klar wenn ich zu der Gruppe dazugehöre oder besser noch das Lachen verursacht habe liebe ich es Menschen lachen zu hören aber von außen muss ich es schlecht machen. Besonders hasse ich es auch wenn eine andere Person intelligenter ist als ich. Diese Leute benenne ich innerlich gerne als Buchwürmer und ergötze mich daran, dass sie ja das wahre Leben verpassen. Selbst oder sagen wir besser am stärksten im spirituellen Bereich spüre ich den Drang mich vor anderen hervor zu tun. "Die Anderen das sind ja nur spirituelle Materialisten. Die wollen einfach zeigen wie toll sie sind mit ihrer Spiritualität. Ich bin da anders, ich setze mich wirklich mit mir selbst auseinander. Diese Leute wollen nur eine Feel-good-spiritualität. Im Grunde ist was die machen bessere Esoterik." 

Ich will jemand Besonderes sein. Ich will jemand sein der sich von anderen Menschen abhebt. Diesem inneren selbstsüchtigen Drang bediene ich indem ich mich ständig mit anderen Leuten vergleiche und mir vor Augen führe wie toll ich ich im Vergleich zu diesen Leuten bin. Anderen überlegen zu sein ist ein schönes Gefühl. Die ultimative Überlegenheit ist natürlich die Erleuchtung. Wer soll sich dann noch mit mir messen? Klar können die anderen mehr Besitz, Frauen oder Erfahrungen haben als ich aber ich habe das Ultimative was ein Mensch haben kann. Ich habe die Erleuchtung. Ich bin erleuchteter oder spirituell erwachter als ihr anderen. Der Stolz und der Neid sind wohl zwei der größten Herausforderungen auf meiner Suche!

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