Heute möchte ich über ein Thema schreiben, dass mich stark beschäftigt. Je mehr ich mich auf den spirituellen Pfad einlasse umso stärker bildet sich auch mein spirituelles Ego. Einerseits ist das sehr angenehm. Ich spaziere mittlerweile durch diese Welt ohne die ständigen Minderwertigkeitskomplexe. Ich bin zufrieden mit mir und fühle mich wohl in meiner Haut. Andererseits entwickle ich auch eine starke Tendenz andere Menschen abzuwerten. Ziel dieser ganzen spirituellen Suche soll es ja eigentlich sein einen selbstlosen Zustand zu erreichen. Ich muss also früher oder später dieses Problem adressieren. Ich glaube, dass diese Überheblichkeit anderen Menschen gegenüber, besonders wenn es um spirituelle Themen geht eines meiner größten Hindernisse ist. Ich erwische mich oft dabei wie ich in Gesprächen mit anderen Menschen eigentlich gar nicht besonders an deren Ansichten oder Einsichten interessiert bin. Meistens geht es mir nur darum meinen Senf und meine Weisheit loszuwerden. Meistens höre ich den anderen nicht wirklich zu. Ich lasse ihn einfach reden und warte auf eine Pause in der ich geschickt das loswerden kann was ich loswerden möchte. Es kann vorkommen, dass ich 2 Minuten vorher plane was ich gleich sagen werde und bis dahin den Monolog des Gesprächspartners über mich ergehen lasse. Ich spüre dann eine Anspannung. Ich kann es kaum abwarten bis der andere endlich seinen Stuss beendet hat und ich loslegen kann. Ich höre mich was diese Themen angeht sehr gerne reden. Grundsätzlich sehe ich mich in solchen Gesprächen immer in der Position des Lehrers, der dem Anderen etwas beibringen muss. Es fällt mir sehr schwer Tipps und Anregungen von anderen Menschen anzunehmen. Wenn jemand etwas sagt, was mir in dem Moment einen kleinen Geistesblitz beschert quittiere ich das meistens mit der Aussage, dass mir das auch schon lange aufgefallen ist und ich das ganz genau weiß. Ich lerne ganz ungern von anderen Menschen. Noch weniger gerne gebe ich zu, dass ich etwas von ihnen gelernt habe. Der Gedanke etwas von jemandem zu lernen den ich für spirituell unerfahrener oder gar unbewusst halte widerstrebt mir völlig. Ist spirituelle Arroganz abgesehen davon, dass sie mich an der Erleuchtung hindert ein grundsätzliches Problem? Je mehr ich darüber nachdenke umso mehr fallen mir Beispiele aus der Geschichte ein, in denen Menschen anderen Menschen Grausamkeiten angetan haben weil sie sie für spirituell oder religiös unzulänglich erachtet haben. Das Label, dass man selbst höher und besser ist als jemand anderes scheint die entsetzlichsten Barbareien und Gemetzel zu rechtfertigen. Ob das Hexenverbrennungen, Völkermorde oder andere Grausamkeiten sind das Grundübel ist, dass sich eine Person oder schlimmer noch eine Gruppe von Menschen einbildet aufgrund irgendeiner Tatsache anderen Menschen oder Gruppen überlegen zu sein.
Ich denke, dass auch mein Bedürfnis erleuchtet zu sein von dem Wunsch getrieben ist jemand Besonderes zu sein. Ich stelle mir oft vor wie es wohl ist dann endlich erleuchtet zu sein. Wie ich durch die Strassen ziehe und Menschen spontan zur Erleuchtung verhelfe. Wie ich mich hocharbeite und ziemlich schnell die Regierungsgeschäfte in Deutschland übernehme. Anschließend löse ich alle großen Menschheitsprobleme und verhelfe dem Planeten zu einem neuen Erwachen. Jaja diese Tagträume. Ist schon witzig wenn man es dann mal wirklich geschrieben sieht. Das Paradoxe ist aber, dass ich einen selbstlosen Zustand anstrebe aber mich Selbst darin noch vorhanden sehen möchte. Man könnte also sagen die Erleuchtung ist für mich das höchste Ziel der Selbstverwirklichung.
Andererseits erzeugt mein Wunsch nicht mehr überheblich und arrogant zu sein einen Konflikt in mir. Ich habe wenn ich mich bei Tagträumen oder überheblichen Gedanken erwische oft den Gedanken: "so darf ich aber nicht denken" oder "es ist falsch so zu denken". Dieser Gedanke erzeugt aber auch einen Konflikt. Einerseits bin ich arrogant andererseits sage ich mir ich darf nicht arrogant sein. Vielleicht gelingt es mir ja so meine Arroganz zu unterdrücken. Aber erleuchtet bin ich dann noch immer nicht. Schließlich ist ja auch die Stimme die sagt, dass ich nicht so sein darf von meinem Selbst als Gedanke generiert. Ich baue einfach nur eine neue Trennung zwischen meinem arroganten Ich und meinem zensierendem Ich auf. Erleuchtung ist aber ein Zustand in dem es keine inneren Trennungen mehr geben darf.
Wo ist der Ausweg?
Junge, komm ma klar. Stillstand heißt Rückschritt.
AntwortenLöschenWenn Du nicht bereit bist von allem und jeden einen Teil Wissen mitzunehmen bist du nicht nur arrogant sondern auch noch dumm. Man kann sehr wohl auch was von nicht spirituellen Menschen lernen und wenn Du Dich davor verschließt wirst Du Dich in Deinen Gedanken verlieren und nix mehr dazu lernen.